Fairplay im Alltag 33-2016 – Gewinnende Verlierer

KStA_22.08.16_Baustelle-OlympiaDas Fazit der olympischen Sommerspiele 2016 in Brasilien fällt durchwachsen aus. Aus deutscher Sicht wurden mehr goldene, aber ingesamt weniger Medaillen als vom DOSB vorgegeben erzielt (s. Beitrag vor zwei Wochen). International bleiben zahlreiche weitere Fragen offen: Wie werden staatliche Dopingsysteme wie in Russland außer Kraft gesetzt? Wie wird das Publikum zu Fairness erzogen? Halten die Spiele ihr Versprechen des friedlichen Wettbewerbs aller Nationen?

Eine kritische Bilanz zieht Susanne Rohlfing im Kölner Stadt-Anzeiger, derzufolge das Gold im Männer-Fußball entscheidend für die Nachwirkungen des Großprojekts in Brasilien ist. Die Organisation war dennoch bescheiden, resümmiert sie und macht dies an zahlreichen Beispielen fest, von wackeligen Wegekonstruktionen über falsche oder verspätete Athletentransporte bis hin zu unfertigen Unterkünften:

„Die olympische Idee knarzt und splittert an allen Ecken und Enden.“

Hinzu kommen Funktionäre, die „den olympischen Geist (…) als Alibi für ihr Machtstreben nutzen“. Sie empfiehlt jenen, die „zunehmend durch Korruption, Machtmissbrauch und ihr Geschlinger in der Dopingbekämpfung“ auffallen, selber „einmal ein paar Nächte im Athletendorf (zu) verbringen“. Stattdessen verlören sie den Anschluss an die Realität der sportlichen Wettkämpfe.

KStA_18.08.16_Gewinnende-VerliererDaneben war das brasilianische Publikum auffallend unbarmherzig. Selbstverständlich bejubeln Zuschauende ihre eigenen Sportreibenden besonders stark. Doch die „vom Fußball geprägte Jubel- und Buh-Mentalität (war) in der Tat gewöhnungebsdürftig“, schreibt Susanne Rohlfing:

„Sie haben gestandene Athleten zum Weinen gebracht. Sie haben aber auch für Stimmung in halbleeren Arenen gesorgt.“

Die eigentlichen olympischen Geschichten, das sind diejenigen von Sporttreibenden, die hinfallen und wieder aufstehen, von Verlierern, die in der Niederlage gewinnend bleiben, wie es der Psychologe Stephan Grünewald im Kölner Stadt-Anzeiger forrulierte. Als Beispiele nennt er den deustchen Ringer Andreas Toba, der noch mit Kreuzbandriss die Pauschenpferd-Übung turnte oder die deutschen Hockey-Herren, die das schon verloren geglaubte Viertfinale drehten und dann doch bitter im Halbfinale scheiterten.

Dabei unterscheiden sich dei olympischen Spiel ganz klar von einer Fußball-WM. Es geht nicht nur um die dramatische Zuspitzung, bis nur ein Team gewonnen hat: „Olympia ist nicht nur ein Wettkampf, sondern auch ein Fest der Einheit und der Gemeinschaft.“ Weiter schreibt er

„Der seelische Gewinn der Spiele liegt in den sinnstiftenden Geschichten und universellen Gleichnissen vom Wert des Zusammenhaalts; vom Glauben, der Berge versetzen kann; und vom Scheitern, das nicht das Ende bedeuten muss.“

SOTG_Be-Fair-MindedDabei erinnert er für das Selbstverständis von Deutschland an das Sommermärchen der Fußball-WM 2006, dessen Unbeschwertheit einen Weg aus dem Dilemma weisen könnte, einerseits im Konzert der größten Sportnationen mitmischen und andererseits nicht den Spaß verlieren zu wollen. In eigenen Worten: Was für die einzigartigen olympischen Momente sorgt, sind nicht unbedingt die großen und strahlenden Sieger, sondern es ist eine Fairplay-Einstellung, die besagt: Respekt vor dem Gegner und Regeltreue sind wichtiger als das unbedingte Gewinnen-Wollen.

Insofern verkörpert der Teamsport Ultimate mit seinem speziellen Regelwerk einzigartig die olympische Idee. Denn genau das steht im Regelparagrafen 1, benannt „Spirit of the Game“. Dieses Konzept betont fünf Hauptpunkte für das eigenverantwortliche Regulieren strittiger Situationen: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

 

22. August 2016 von JoergBenner
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