Fairplay im Alltag 06-2017 – Grenzen aufzeigen

KStA_Grenzen-setzen_08.02.2017aGrenzen zu zeigen und zu ziehen ist für die menschliche Erziehung eine äußerst wichtige Tätigkeit. Kinder, die keine Grenzen kennen, haben keine Manieren, verlieren schnell ihr Interesse und wissen mit sich selbst wenig anzufangen. Grenzen dienen der Selbstbestimmung, auch wenn sie gelegentlich überschritten werden können.

Schon vom Wortsinn her bedeutet „de-finieren“ etwas abzugrenzen, sprich für Klarheit zu sorgen. Und so ist eine Definition meiner selbst als Person unter anderen Personen eine Abgrenzung gegenüber den Interessen, den Vorhaben und den Unternehmungen anderer. Wie Herder so schön formulierte: „Der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung“; es ist eine zutiefst menschliche Afgabe zur Selbstbestimmung zu gelangen.

KStA_Grenzen-setzen_08.02.2017bIm Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers hat der emeritierte Psychologie-Professor Helmut Reuter über das „Grenzen Setzen“ geschrieben. Neben den von außen gezogenen Grenzen (der Partnerschaft, der Gesundheit, der Lebenszeit) gibt es auch nötige eigene Grenzziehungen, die für das eigene Selbstbild sinnvoll erscheinen. Wenn wir hingegen auf berechtigte Eigeninteressen verzichten, so warnt er, etwa aus Angst vor sozialen Verlusten, also aus falsch verstander Rücksicht auf die Meinung anderer, kann dies

„manche Rückwirkungen auf das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden in den entsprechenden Lebensfeldern haben (Familie, Partnerschaften, Beruf etc.).“

Er rät dazu sie anzugehen, die

„unausweichliche Aufgabe, gelegentlich Grenzen zu errichten und sie auch zu verteidigen: Diese Grenzen sind keine Abwehr, sondern ganz natürliche Verhaltensweisen der Selbstbestimmung.“

SOTG_Avoid-Body-ContactIn einem Fairplay-Workshop zu „Keine Fouls – Keine Gewalt“, den ich jüngst gehalten habe, ist mir klar geworden, dass das Auskommen miteinander wesentlich geprägt ist davon, ganz klare Grenzen zu ziehen. Dies ist umso wichtiger in einem Teamsport, der ohne externe Schiedsrichtende angewiesen ist auf das konsistente Verhandeln strittiger Situationen durch die Beteiligten selbst. Die Workshops beziehen sich auf die Fairplay-Konzeption im Teamsport Ultimate Frisbee, die im Regelparagrafen 1 wie im Golfsport „Spirit of the Game“ genannt wird.

So viele verschiedene Kontrollmechanismen darin auch bestehen, so ist die finale Umsetzung – zumal in hitzigen Situationen gegen Ende eines hart umkämpften Spiels – doch abhängig von der Interpretation der Regeln, vor allen anderen Regeln genau des Paragrafen 1. Hier spielt die von Helmut Reuter erwähnte Kooperation als „gemeinsame Arbeit an einem Interessenaustausch“ eine wesentliche Rolle. Ich schließe mich auch der Behauptung an, dass die Sprachwahl dabei entscheidend ist. Eine gewaltfreie Sprache etwa, die das eigene Empfinden in den Mittelpunkt rückt, hält das Gegenüber davon ab sich beschuldigt zu fühlen.

SOTG_Communicate-RespectfullyDen Respekt vor den Mitmenschen zu wahren, sich an die vereinbarten Regeln zu halten und die Freude am Spielen (und am Leben) zu erhalten, das sind die drei ausdrücklich im Ultimate-Paragrafen 1 genannten Säulen dieser Konzeption. Grundsätzlich ist es aber eine anhaltende Arbeit an der Haltung zum Leben, die sich insbesondere in Stresssituationen bewähren muss.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

09. Februar 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , | 1 Kommentar

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