Bloggen als Sonderform des Journalismus

Blogger-Studie2014-TitelEine Studie der Uni Hohenheim im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbands (DFJV) beleuchtet Arbeit und Selbstverständnis von so genannten Themenbloggern. Dabei handelt es sich vorzugsweise um Experten, die über ihre Internetseiten Trends aufzeigen und eher erklären als kritisieren wollen. Obwohl die Mehrheit von ihnen zuvor noch nie als Journalist gearbeitet hat, sehen sie sich mehrheitlich als solche an.

Blogger-Studie2014-BlogsSie bringen viele Voraussetzungen von Journalisten und insbesondere Fachjournalisten mit: Sie sind gut ausgebildet – mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Hochschulabschluss – und meist ausgewiesene Experten auf ihrem Gebiet. Sie schreiben vorzugsweise über bestimmte, stark eingegrenzte Themenfelder von Kultur, Technik und Internet und haben den Anspruch, komplexe Themen verständlich aufzubereiten.

Ebenfalls sind sie wie Journalisten daran interessiert, neue Trends aufzuzeigen und als Ratgeber zu agieren, indem sie ihr Publikum präzise und neutral informieren. Bei ihrer Arbeit stellen Themenblogger hohe Anforderungen an die eigenen Standards. Dabei hat die journalistische Qualität, die auf Merkmalen wie Objektivität, Relevanz, Richtigkeit und Aktualität beruht, einen höheren Stellenwert als die Beziehung zu den eigenen Lesern.

Blogger-Studie2014-SelbstverständnisMonetäre Interessen anstelle von Kritik und Kontrolle

Was sie von Journalisten unterscheidet, die sich niemals mit einem Thema „gemein“ machen sollten, ist dass sie weder die Absicht des Kritisierens noch die des Kontrollierens gesellschaftlicher und politischer Akteure verfolgen. Ihnen ist mehr daran gelegen, Diskussionen auf den Weg bringen. Ein Motiv dabei ist auch der Wunsch durch die Bloggertätigkeit Einnahmen zu erzielen. Dies tun der Umfrage zufolge bereits drei Viertel der Befragten.

„Themenblogger verstehen ihre Angebote als eine neue, andere Art von Journalismus“, fasst Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Michael Schenk von der Universität Hohenheim die Befragung zusammen. „Überwiegend halten sie den klassischen Journalismus und Blogs für zwei journalistische Tätigkeitsfelder, die sich wechselseitig inspirieren und einander nutzen.“

Bereits heute können Themenblogs als Bestandteil der öffentlichen Diskussion und des Fachjournalismus verstanden werden, dieser Aspekt wird laut Studie künftig weiter an Bedeutung gewinnen.

Blogger-Studie2014-IncomeDie Teilnehmer an der Umfrage betreiben durchschnittlich drei Blogs, in die sie im Mittel neun Stunden Zeit pro Woche investieren. Die meiste Zeit nimmt dabei das Erstellen von Inhalten (46 Prozent) in Anspruch, gefolgt von Recherchetätigkeiten (28 Prozent) sowie  Vermarktung und technische Betreuung (12 und 11 Prozent). Recherchiert wird überwiegend im Internet, insbesondere in anderen Blogs sowie bei den Online-Auftritten klassischer massenmedialer Informationsquellen wie Tageszeitung, Fernsehen oder Radio.

Insgesamt wurden rund 2500 Blogger angeschrieben, rund 500 von ihnen nahmen an der Befragung teil. Der Anteil an Themenbloggern lag bei mehr als 90 Prozent. Diese sind überwiegend männlich und im Durchschnitt 38 Jahre alt, nur 8 Prozent verfügen über eine journalistische Ausbildung. Durchschnittlich hat ein Blog 1000 Leser, wobei die Zahl der Leser in der Studie zwischen minimal 5 und maximal 2 Millionen stark variiert. Fast alle Themenblogger (98 Prozent) machen auf ihr Blog aufmerksam. Die meistgenutzten Verbreitungskanäle sind soziale Netzwerkplattformen – 3 von 4 Bloggern nutzen unter anderem Twitter – sowie Blogverzeichnisse.

27. Mai 2014 von JoergBenner
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