Freude aus der Trauer

Edeka-SpotDieses Jahr Weihnachten hat sich die Werbeindustrie wieder einmal mächtig ins Zeug gelegt, um uns vom Zauber des Festes zu überzeugen. Da werden Winterlandschaften beschworen, während um die 15 Grad plus herrschen, und es werden einige traurige TV-Spots gezeigt. Ist dagegen nicht eher eine Zeit der Freude angezeigt?

Möglicherweise eignet sich die Zeit der Wintersonnenwende besonders gut, um in sich zu gehen und nachzudenken über den Sinn des täglichen Irrsinns. Die kurzen Tage und das tendenziell schlechte Wetter treiben uns in die Häuser. Wir treffen uns im Familienkreis und überlegen, was uns eigentlich glücklich macht.

Für einen kleinen Jungen in der Sky-Werbung ist das, ein Knopfauge für seinen Teddy zu finden. Der schweizerische Migros-Konzern thematisiert lancierte eine Spendenaktion. Im Spot gefällt mir die Aussage gut, wonach Bedürftigkeit solche nach Geborgenheit und Liebe ist.

Trotz der großen Verlockungen durch die überbordende Werbung wird ist uns ziemlich  klar, dass Glück wenig mit materiellem Besitz zu tun hat, und dass wir uns durch unser volles Programm jahrein, jahraus doch eher stressen als glücklich machen. Die Erkenntnis könnte lauten, es liegt an uns selber, uns zu ändern! Ob uns aufwändige Werbespots dabei helfen, nachhaltige Änderungen in unserem Verhalten herbeizurufen, bleibt dahingestellt.

Immerhin können sie jedoch zum Denken anregen. Welche Saite wird da in uns zum Schwingen gebracht? Eher oberflächlich ist es, wenn Katy Perry für H&M wirbt, dieselbe Künstlerin engagiert sich jedoch auch für die UNICEF-Kinderhilfe, unter dem Motto “Fight Unfair“. In Zeiten großer Flüchtlingsbewegungen erscheint da der Slogan des umstrittenen Edeka-Spots „Zeit heimzukommen“ etwas unangemessen.

In der Tat ist die zentrale Frage bei diesem Spot jedoch: „Was ist unangemessener: Zum Sklaven seines eigenen Arbeitsalltags zu werden oder als allein gelassener Großvater seinen Tod vorzutäuschen, um die Familie noch einmal zusammen zu bringen?“ Jedenfalls ein schönes (wenn auch unrealistisches) Beispiel wie aus großer Trauer große Freude erwächst. Beim Zuschauer stellt sich eher Schuldbewusstsein ein.

Ein anderer durchaus ergreifender Spot des Schweizer Fotodienstes Ifolor thematisiert Demenz. Ganz anders geht in der Werbung von Galeria Kaufhof ein Mädchen mit einem Fotobuch um. Sie gestaltet es tagelang eifrig, bei der Bescherung aber schenkt sie es niemandem aus ihrer Familie, sondern ihrem Plüschtier. Dies ist der Aufruf für ihre Familie, sich zu ihr zu setzen. Denn letztlich beschäftigt sich dieses Mädchen kreativ mit seinen Erinnerungen, nicht um sei herzugeben, sondern um sie mit anderen zu teilen.

Erinnerungen sind mit das Innigste, was wir haben. Dazu passt der Slogan von Otto, „Weihnachten ist in Dir“, viele verbinden mit dem Fest der Feste die Heiligen Abende aus der Kindheit im Kreis der Familie. Und so ist es denn einem herangewachsenen Jungen auch Jahre später noch eine große Freude, wenn sein Großvater seinen Wunsch erst sehr viel später erfüllt.

Überhaupt erscheint Freude ein zentraler Inhalt nicht nur des christlichen Festes zu sein: „Freu-eu-e-he, freue dich!“. Sondern Freude könnte zum zentralen Inhalt unseres Lebens werden, wenn wir ernst nehmen, was die Zeit des In-Sich-Kehrens uns nahelegt. Wir können nur gemeinsam glücklich sein. Dazu ist eine gute Voraussetzung mit sich selbst im Reinen zu sein, indem ich mein Leben so führe, dass es mir Spaß macht. Noch besser ist es, wenn auch de tägliche Arbeit dazu angetan ist, den Adressaten meiner Arbeit Freude zu vermitteln.

Das geht in den kleinen Dingen, aber es geht auch im großen Rahmen. Überwinden wir also die Trauer, vergießen wir Freudentränen, dass wir noch einmal so friedlich zusammen feiern können. Auch wenn es nur ein kurzes Innehalten ist. Nutzen wir die Zeit, um Kraft zu schöpfen und uns neu zu erfinden. Ein frohes Fest!

18. Dezember 2015 von JoergBenner
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