Zurückhaltende Netzwerk-Nutzung in Deutschland
Soziale Netzwerke haben in Deutschland im Vergleich zur Nutzung in anderen Nationen ein großes Potenzial, die Altersverteilung der Nutzer ist hierzulande jedoch ausgewogener. Das ergibt eine groß angelegte Studie des „Pew Research Centers“ die sich im Rahmen seines „Global Attitudes Project“ mit den nationalen Unterschieden der Nutzung Sozialer Netzwerke beschäftigt hat. Dazu befragte das Forschungs-Unternehmen im vergangenen Frühjahr mehr als 26.000 Personen über 18 Jahren in 21 Ländern. In arabischen Ländern dienen die Netzwerke weit stärker dem politischen Meinungsaustausch als in der westlichen Welt.
Bei der Frage nach der Häufigkeit der Netzwerknutzung liegt Deutschland mit 34 Prozent am unteren Ende in der Gruppe der wirtschaftlich wohlhabenden Nationen. Großbritannien führt diese Statistik mit 52 Prozent vor den USA und Russland mit jeweils 50 Prozent an, hinter Deutschland rangierte in dieser Gruppe nur Japan mit nur 30 Prozent Nutzung. Während die Inhalte in diesen Ländern gewöhnlich vor allem Musik und Filme (67 %), Gesellschaft (46 %) und Sport (34%) sind, werden gerade in arabischen Ländern die Sozialen Netzwerke weit stärker zur Diskussion über politische Themen genutzt.
Eine entscheidende Rolle für die weitere Ausweitung der Nutzung von online Plattformen dürfte die Verbreitung von Smartphones spielen. In 18 der 21 untersuchten Länder besitzen bereits mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer ein Mobiltelefon (Durchschnittswert von 87 %). Neben dem Telefonieren (Ø 98 %), verschicken die Teilnehmer SMS (Ø 74 %) und nehmen Fotos und Videos auf (Ø 54 %). Erst ein Viertel der weltweit untersuchten Nutzer surft via Smartphone auch im Internet (Ø 26 %). In den USA, Japan und Europa werden mit den mobilen Geräten bevorzugt Produktinformationen, Jobinfos und auch politische Nachrichten abgerufen.
Die Studie untersuchte auch die Alterskluft, die sich aus der Differenz der anteiligen Nutzung der jüngsten und der ältesten untersuchten Altersgruppe ergibt. Die nachfolgenden Werte ergeben sich demnach, indem die Nutzermenge der über 50jährigen von der der18 Nutzer zwischen 18 und 29 Jahren abgezogen wird. In Hinblick auf die Nutzung Sozialer Netzwerke besteht hier die größte Kluft in Italien (ein Delta Δ von 78 Prozentpunkten), vor Polen (Δ 74) und Großbritannien (Δ 72). In Deutschland ist diese Alterskluft mit einem Δ von 53 relativ gering. Auch bei der Nutzung von Smartphones liegt Deutschland mit einem Δ von 41 ganz vorne. Schlusslichter sind dabei China (Δ 63), Japan (Δ 62), Russland (Δ 61) und Großbritannien (Δ 60).
In der westlichen Welt bestehen demnach unterschiedliche Potenziale einer stärkeren Nutzung. Während in Deutschland die Gesamtfrequenz noch steigerbar erscheint, signalisiert in anderen europäischen Nationen die unausgewogene Altersverteilung entsprechende Wachstumsaussichten. Aller Voraussicht nach wird die Bedeutung Sozialer Netzwerke durch die weltweit zu erwartende deutliche Ausbreitung der Smartphone-Nutzung noch weiter zunehmen. Sobald Nutzer aus den Schwellenländern einen Zugang zum Internet haben, nutzen sie Soziale Netzwerke sehr rege, wie Erwin König auf Library Essentials resümiert. Dort sind sicherlich die stärksten Zuwachsraten zu erwarten. Im Detail seien starke regionale und demographische Unterschiede bei verschiedenen Nutzungsarten und Themen auffällig, schreibt er weiter.