Nachholbedarf von Unternehmen in Netzwerken
Der Nachholbedarf deutscher Unternehmen bei der Nutzung Sozialer Medien und ihrer Selbstdarstellung darin ist offenbar sehr groß. Dies thematisiert Benedikt Fuest in der Welt unter Bezug auf die Management-Beratung McKinsey und Atenta, eine Social Media Personalberatung aus Hamburg.
Er nimmt vor allem den inzwischen weitgehend selbstverständlichen Auftritt auf Facebook unter die Lupe und streicht die Deutsche Flugsicherung (DFS), ein ansonsten eher konservatives Unternehmen, als lobendes Beispiel heraus. Mit 10.000 Fans hat sich das Unternehmen zu einer beliebten Arbeitgeber-Marke gemausert. Doch das geschieht nicht von alleine. Der zuständige Personalmarketing-Experte Florian Schrodt benennt die Spielregeln und Konventionen des Mediums Facebook:
- Die höchste Nutzungsfrequenz herrscht spät nachmittags und abends, dann muss auch das Unternehmen Präsenz zeigen.
- Eine gute Vernetzung im Unternehmen ist die Voraussetzung, um Fachfragen kompetent zu beantworten.
- Das Duzen ist dem Medium und seinen Nutzern gegenüber angemessen.
Bei seiner Befragung von zweihundert deutschen Unternehmen hatte McKinsey im Frühjahr 2012 herausbekommen, dass rund zwei Drittel der Firmen vor allem das Potenzial der Mitarbeiterwerbung in Sozialen Netzwerken verkennen. Die Mängel in den Auftritten vieler Unternehmen reichen vom Fehlen gängiger Formalia, die in jeder Stellenanzeige stehen bis hin zur Benennung eines Ansprechpartners, die nur jedes siebte Unternehmen vornimmt. Fast die Hälfte der untersuchten Firmen reagiert nicht auf Fan-Nachrichten, viele posten nur zwei Mal im Monat. Entsprechend wenig ist los auf den meisten Karriere-Auftritten deutscher Firmen.
Das Grundproblem liegt häufig darin, dass das Unternehmen den sozialen Medien keinen klaren Stellenwert zuordnet. Meist verharrt die Aufgabe dann zwischen der Marketing- und der Personalabteilung, ohne dass es zu einer gemeinsamen Linie käme. Der Autor zitiert Jan Kirchner von Atenta, das im vergangenen Oktober eine große Facebook-Recruitingstudie veröffentlicht hat: „Niemand fühlt sich so recht zuständig, trotzdem wollen alle mitreden – und dann passiert erst einmal gar nichts.“ Der Social Recruiting-Experte berichtet weiter von Vorbehalten der Manager, die sowohl öffentliche Interaktion meiden als auch eine Fremdbestimmung ihres Markenbildes fürchten. Ein kleines Team muss autorisiert sein, schnell, eigenständig und authentisch zu handeln. Eigene Inhalte sollten ein lebendiges Bild der Arbeitswelt im Unternehmen vermitteln.
Zuletzt weist der Welt-Beitrag ein weiteres Mal auf die möglichen Änderungen in der internen Kommunikation hin, die sich im Zusammenhang mit dem Einsatz von Social Business Software ergeben können – wie erst jüngst besprochen – einem Sozialen Netzwerk in der Firma.