Fairplay im Alltag 13-2016 – Gegenseitigkeit

Laterale-Führung-SymbolNach dem Lösen eines Silbenrätsels ergibt sich gewöhnlich ein Sinnspruch, indem die soundsovielten Buchstaben auf- oder abwärts zusammengesetzt werden. Dabei stieß ich auf ein Zitat, das gemäß der Sprichwortsammlung Karl Steigers von 1865 mindestens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt: Blick erst auf dich, dann richte mich!

Darin ist kumuliert der Begriff der Gegenseitigkeit, der einen grundlegenden Baustein darstellt für ein gelingendes Miteinander. Es bedeutet, für mich selbst denselben Wertmaßstab wie für andere anzulegen oder auch, bei der Bewertung einer Sachlage meinen eigenen Ansatz im Vergleich zu demjenigen meines Gegenübers zu bedenken. Aus der Bergpredigt bei Matthäus 3 in der Bibel stammt passend dazu das bildhaft schöne Wort vom Splitter im Auge und dem Balken vor dem respektive ebenso im Auge:

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“

Aber der Gedanke der Gegenseitigkeit wird auch in anderen Kulturkreisen verlässlich bedient, so etwa bei Konfuzius:

„Tsekung fragte: „Gibt es ein einzelnes Wort, das als Anhaltspunkt für die Lebensführung gelten kann?“, Konfuzius antwortete: „Vielleicht das Wort `Gegenseitigkeit`(schu). Tue den anderen nicht, was du nicht willst, das man dir tut.“

Damit kommen wir wieder zurück zum westeuropäischen Kulturkreis, wo dieser Sinnspruch gewissermaßen die erste Stufe der Einsicht darstellt, persönlich auf Gewalt oder unfaire Mittel zu verzichten, um meine Interessen durchzusetzen. Die zweite Stufe der Einsicht wäre dann jedoch, dass ich aus Überzeugung handle, nicht um einen Vorteil für mich herauszuziehen, sondern weil ich mich an die moralische Pflicht halte, auf der Basis Gegenseitigkeit zu handeln.

handshakeIch hatte erst vor zwei Wochen an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass ich mich als moralische Person verhalten muss, ohne dafür eine Belohung zu erwarten. Im Bereich des einzigen Teamsports, der ohne externe Schiedsrichter auskommt, dem Ultimate Frisbee, ist dieses Prinzip der Gegenseitigkeit ebenfalls entscheidend.

Mutual Respect, die gegenseitige Achtung und Wahrung der beiderseitigen Interessen, funktioniert nur, wenn sich beide Seiten auf gleichberechtigte Weise miteinander austauschen. Genau das ist in den Ultimate-Regeln festgehalten. Um dies effektiv einzuüben, gilt die Regel, dass nur die zwei Beteiligten an einer strittigen Situation sich dazu austauschen sollen, Können sie sich letztlich nicht auf eine Sichtweise einigen (Foul oder nicht Foul? In oder aus?), dann geht die Scheibe wieder zurück zur vorherigen Werferin oder zum vorherigen Werfer.

SOTG_Be-Fair-Minded„Blick erst auf dich, dann richte mich“, besagt hier: Bevor ich meinem Gegner unterstelle, sie oder er handle oder argumentiere absichtlich regelwidrig, muss ich das für mich, nur für diesen Fall in diesem Moment ausschließen. Die Grundlage des Fairplays ist es, sich in den anderen hineinzuversetzen. Der Sport Ultimate setzt einen Ehrenkodex voraus, der von den Spielerinnen und Spielern abverlangt, nicht absichtlich gegen die Regeln zu verstoßen. Dies erhöht die Wichtigkeit nach einem unabsichtlichen Foul dieses zuzugeben.

Das Konzept des „Spirit of the Game“ beim Teamsport Ultimate Frisbee betont fünf Hauptpunkte für ein gelingendes Auskommen auf Basis Gegenseitigkeit: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel. Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

03. April 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Soziales Netzwerken, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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