Fairplay im Alltag 35-2016 – Achtung der Geächteten

KStA_30.08.2016_Spötter-SpottBeim Start der Fußball-Bundesliga 2016 kam es zum Aufeinandertreffen zweier bei generischen Fans ungeliebter Vereine. Der Neuaufsteiger Rasenballsport Leipzig musste bei der TSG 1899 Hoffenheim antreten. Auf Fanseite kam eine seltene Tugend zum Vorschein, denn diese Premiere war vor allem von Respekt geprägt.

Bisher galt der kleine Club aus dem Kraichgau als die Inkarnation des Bösen, weil SAP-Gründer Dietmar Hopp mit seinem Geld dahinter steht. Bei RB Leipzig ist es Dietrich Mateschitz von Red Bull, der für das nötige Kleingeld sorgt, um eine erstligataugliche Mannschaft zusammenzustellen. Die Frage, ob das unangebracht ist gegenüber Traditionsclubs, die vielleicht weit bessere Jugendarbeit leisten, soll mich hier nicht beschäftigen. Immerhin trägt auch Bayer 04 Leverkusen einen Sponsor im Namen, um den niemand mehr ein Aufheben macht.

SOTG_Communicate-RespectfullyDie Fans der Hoffenheimer jedenfalls ließen sich sehr sympathische und sogar hintersinnige Bannersprüche einfallen, die sie zum Bundesliga-Auftakt präsentierten: „Den Fußball zerstört nur einer, Hoffe und sonst keiner“, „Dietman Hopp – Mäzen mit Herz, RB – der wahre Kommerz“ sowie „Kommerzverein kann nicht jeder sein – Scheiß RBL“. Ich weiß nicht, wie es Dir dabei geht, ich muss schon beim Lesen schmunzeln. Hier fand eine Solidarisierung zweier Fangruppen statt, die sich ansonsten gewöhnlich dasselbe, nur ernst gemeint, anhören müssen.

Die kreativen Fans der Heimmannschaft zollten dem Erstliga-Aufsteiger Leipzig ihren Respekt, der es nicht alleine mit Geld, sondern letztlich mit starken sportlichen Leistungen in die Bundesliga geschafft hat, ebenso wie seinerzeit Hoffenheim. Im Kölner Stadt-Anzeiger hat Michael Greuel kommentiert, dass die Fans von 1899 mit ihrem Humor und ihrem Respekt das gezeigt haben, „was manch anderer Anhänger vor lauter Stolz auf seinen Traditionsverein leider schon mal gerne vermissen lässt“:

„Mit ihren selbstironischen Plakaten halten sie der heutzutage gerne zur Selbstverherrlichung neigenden deutschen Fankultur den Spiegel vor.“

KStA_30.08.2016_Spiegel-vorWährend ein weiterer Artikel im selben Blatt dafür die Überschrift wählt: „Mit Spott gegen die Spötter“ halte ich „Achtung der Geächteten“ für noch zutreffender. Denn es sind zwei Außenseiter-Vereine, die dasselbe Schicksal teilen, von den Fans vieler anderen Vereine verachtet oder geächtet zu werden. Damit ist es wie der Stolz einer Randgruppe, in Witzen aufs Korn genommen zu werden. Das bedeutet, ich werde wahrgenommen und sogar respektiert.

SOTG_Be-Fair-MindedRespekt ist eine der Grundlagen gelingender Kommunikation und spielt auch im Konzept des Teamsports Ultimate Frisbee eine entscheidende Rolle, der ohne externe Schiedsrichter ausgeübt wird. Das funktioniert dank eines Fairplay-Konzepts namens „Spirit of the Game“. Im ebenso benannten Regelparagrafen 1 werden fünf Hauptpunkte für das eigenverantwortliche Regulieren strittiger Situationen benannt: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel. Davon können sich auch viele Fußballfans und Fußballprofis noch etwas abschauen.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

02. September 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert