Fairplay im Alltag 36-2016 – Respektvolle Sprache

ksta_verrohung_07-09-16Die Forderung nach Respekt ist keine widernatürliche Sache. Unter Tieren gilt vielleicht, dass sich das anpassungsfähigste durchsetzt („survival of the fittest“). Unter Menschen gilt jedoch seit vielen Generationen die gute Regel der Gegenseitigkeit: „Was Du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu.“ Diese sehen bayerische Lehrer auf der Basis jüngster Erfahrungen in Gefahr.

Der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband BLLV hat ein Manifest unter dem Titel „Haltung zählt“ herausgegeben. Darin wird eine allgemeine Verrohung des Umgangs miteinander beklagt, die „sich auch auf unsere Kinder und Jugendlichen“ auswirkt.

ksta_gg-hasssprache_07-09-16Kerstin Meier kommentiert im Kölner Stadt-Anzeiger den Zusammenhang zwischen schlechten Umgangsformen und Neuen Medien. Demzufolge trägt die Sucht nach Aufmerksamkeit dazu bei, sich eher radikal und polternd zu äußern als nachzudenken und abzuwägen:

„Die Schwellen sind niedriger geworden, zu beleidigen, herabzuwürdigen, zu pöbeln.“

Die bayerischen Lehrerinnen und Lehrer beobachten ebenso eine „zunehmende Aggressivität gegenüber Andersdenkenden, Ausländern und Flüchtlingen“ und stellen fest, dass „insbesondere Repräsentanten der Rechtspopulisten und Rechtsextremen zu dieser Verrohung des Umgangs maßgeblich“ beitrügen.

Kerstin Meier sieht einerseits den besorgniserregenden Trend an Schulen, gegen den schon schwer gegenzusteuern sei. Andererseits ordnet sie das Phänomen als ein gesamtgesellschaftliches ein. Möglicherweise wirkt das Manifest „hilflos“, wie sie schreibt. Immerhin wird dadurch (wenigstens kurz) die Aufmerksamkeit darauf gelenkt.

SOTG_Communicate-RespectfullyAusgehend vom Gebot der Gegenseitigkeit verbietet sich klar denkenden Menschen eine herabwürdigende Sprech- und Handlungsweise. Dies wird im Teamsport Ultimate Frisbee, der ohne externe Schiedsrichtende auskommt, beiläufig eingeübt. Der erste Regelparagraf unter dem Begriff „Spirit of the Game“ sieht eine gegenseitige Vereinbarung zwischen den Spielenden vor, die allerdings nur funktionieren kann, wenn sich alle bewusst darauf einlassen.

Im Nachgang von Meisterschaftssspielen, aber auch bei vielen Freundschaftsturnieren, bewerten sich Teams gegenseitig nach fünf Bereichen, sodass am Ende des Turniers nicht nur ein sportliches Siegerteam, sondern auch ein Siegerteam gemäß der Fairplay-Bewertung bestimmt wird. Die fünf Bereiche für das eigenverantwortliche Regulieren strittiger Situationen sind: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel.

SOTG_Avoid-Body-ContactNeben der respektvollen Kommunikation, die aktives Zuhören und das Zu-Wort-Kommen-Lassen beinhaltet, spielt auch der Punkt des Vermeidens von Körperkontakt eine große Rolle. „Keine Fouls! – Keine Gewalt“ nenne ich den entsprechenden Workshop, den ich für den Deutschen Frisbeesport-Verband für genau diesen Bereich anbiete. Dies beinhaltet aktive Raumwahrnehmung (Mit wem befinde ich mich zusammen in einer Situation?) und auch das bewusste Verzichten auf verbale Fouls.

So wie bei der Arbeitssicherheit, die (aus gutem Grund) keine Verstöße duldet, wäre in Hinblick auf den Umgang miteinander ebenfalls eine Art „Zero Tolerance“-Politik angebracht. Bliebe nur die Frage, wie sich diese in der Schule umsetzen lässt – vielleicht mittels einer schriftlichen Vereinbarung zwischen allen Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

 

11. September 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Soziales Netzwerken, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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