Fairplay im Alltag 43-2016 – Toleranz

ksta_24-10-2016_perspektivwechsel1Im Oktober verleiht der Börsenverein des deutschen Buchhandels alljährlich seit 1950 einen Friedenspreis. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an die Publizistin Carolin Emcke, die sich mit einer anregenden Rede für die Verleihung bedankte. Darin macht sie sich für Toleranz stark, ganz im Wortsinn, der etwa durch „Duldung“ abgedeckt wird.

Ausgehend von Betrachtungen zu der Zugehörigkeit oder Angehörigkeit zu einer Gemeinschaft und zu einzelnen Gruppen thematisiert sie ihr eigenes Schwulsein:

„Es ist eine ausgesprochen merkwürdige Erfahrung, dass etwas so Persönliches für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen.“

Sie sagt, dass es eine merkwürdige Erfahrung sei, Bücher schreiben zu dürfen, die in Schulen unterrichtet würden, wobei jedoch ihre Liebe nach der Vorstellung mancher Eltern in Schulbüchern maximal »geduldet« und auf gar keinen Fall »respektiert« würde: „Wir dürfen Reden halten in der Paulskirche, aber heiraten oder Kinder adoptieren dürfen wir nicht?“

ksta_24-10-2016_perspektivwechsel2Ausschlaggebend für mich sind die beiden anschließenden, zentralen Bemerkungen, dass Verschiedenheit kein Grund zur Ausgrenzung und Ähnlichkeit keine notwendige Voraussetzung für Grundrechte seien:

„Das ist großartig, denn es bedeutet, dass wir uns nicht mögen müssen. Wir müssen einander nicht einmal verstehen in unseren Vorstellungen vom guten Leben. Wir können einander merkwürdig, sonderbar, altmodisch, neumodisch, spießig oder schrill finden.“

Als den Kern einer liberalen, offenen, säkularen Gesellschaft bestimmt sie: „Menschenrechte sind voraussetzungslos. Sie können und müssen nicht verdient werden.“ Dafür, dass Menschen als Menschen anerkannt und geschützt würden, gebe es keine Bedingungen.

Wenn Verschiedenheit jedoch zu Ungleichheit verkommt (nach Tzvetan Todorov), ebne dies den Weg, um Ausgrenzung und Gewalt zu rechtfertigen. Viele Vorredenden an derselben Stelle hätten daher sowohl die individuelle Vielfalt als auch die normative Gleichheit betont.

SOTG_Be-Fair-MindedToleranz (Duldung) ist für mich das Minimum im alltäglichen Miteinander. Mir geht es aber durchaus auch um Respekt. Bei der Einübung entsprechenden Verhaltens orientiere ich mich am Sportspiel Ultimate Frisbee, das ohne externen Schiedsrichter funktioniert und dafür von den eigenverantwortlichen Ausübenden folgende fünf Grundlagen fordert: kenne die Regeln, kommuniziere respektvoll, vermeide Körperkontakt, sei fair eingestellt und liebe das Spiel (das heißt auch: freue dich an der Vielfalt)!

Auch dabei geht es nicht darum, dass wir in einer strittigen Situation die Gegenspielenden „mögen“. Es geht auch nicht darum, wer Recht hat, sondern darum, miteinander weiterzukommen und das Spiel aufrecht zu erhalten. Dazu ist ein kurzer Austausch auf Augenhöhe vorgesehen und falls sie sich dabei in ihrer Sichtweise nicht einigen können, geht die Spielscheibe zurück zum oder zur vorigen Werfenden.

Gegen Ausgrenzung aus Angst vor allem Fremden empfehle ich ganz klar den Workshop zum Bereich Fairplay als ein „Vom anderen her denken“. Damit ist grundsätzlich ein Perspektivwechsel verbunden gemäß dem Zitat, das der Fairplay-Kommission der UNESCO zugeschrieben wird: „Fair verhalten sich die Sportlerin und der Sportler, die von der oder dem anderen her denken.“

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

28. Oktober 2016 von JoergBenner
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