Fairplay im Alltag 49-2016 – Tatsachen

ksta_10-12-2016_tatsachenentscheidungDas Kunstwort „postfaktisch“ ist in Deutschland als auch in Großbritannien zum Wort des Jahres gewählt worden. Es beschreibt das Stilmittel populistischer Politiker, unliebsame Tatsachen zu ignorieren oder sogar zu leugnen und stattdessen erfolgreich darauf zu setzen Emotionen zu bedienen. In diesem Zusammenhang hat die indisch-deutsche Journalistin Sheila Mysorekar den sehr guten Satz geprägt: „Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten.

Aus meiner Sicht gilt es hier zwei Ebenen zu unterscheiden. Das Eine ist das Wissen um bestimmte Zusammenhänge, das sich teilweise nur schlecht vermitteln und vereinfachen lässt. Die Bereitschaft Tatsachen zu ignorieren oder sogar Lügen zu akzeptieren, hat sich in manchen Bevölkerungsschichten ausgeweitet, wie Michael Hesse im Kölner Stadt-Anzeiger aus Anlass der Wahl zum Wort des Jahres schreibt. Dabei gehe es häufig nur noch um „gefühlte Wahrheiten“. Das aber sind keine Wahrheiten, sondern Befindlichkeiten.

Das Andere ist die Frage, wie ich mit meinem Wissen und mit der Begrenztheit meines Wissens umgehe. Der Autor zitiert den Philosophen Ludwig Wittgenstein, der in seinem „Tractatus Logico-Philosophicus“ schrieb: „Die Welt ist die Gesamtheit aller Tatsachen“. Dies beruht jedoch auf einer aufklärerischen Grundhaltung, mein Tun von der Erkenntnis über Tatsachen leiten lassen zu wollen. Derselbe Philosoph schrieb im selben Werk im Vorwort auch (als eine Art Zusammenfassung):

„Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“

Diese Klarheit wäre ein Idealzustand der Kommunikation. Die eingangs zitierte Sheila Mysorekar schreibt in derselben Aussage des Kölner Stadt-Anzeigers im Zusammenhang mit Rassismus:

„Es gibt nachweisbare Fakten. Wir sollten weder Hetze zulassen, noch dem Druck der Rechten nachgeben. Die stehen nicht für die schweigenden Mehrheit – sie sind nur eine laute Minderheit.“

ksta_10-12-2016_wortwahl-konsequenzenSie legt dar, welche Konsequenzen die Wortwahl hat, ganz im Sinne der Wittgensteinschen Klarheit. Vulgär gedreht lautet die entsprechende Aufforderung: „Wer keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten!“ Meine Auffassung ist, dass es oft nicht leicht ist, einen Sachverhalt ausreichend zu durchdringen – und ich mich daher gelegentlich schwer tue, eine schnelle Meinung zu äußern. Dann ist für mich das Gebot, zurückhaltend und respektvoll zu agieren und auch die Meinung anderer Personen zunächst einmal stehen zu lassen.

SOTG_Be-Fair-MindedDies übe ich im Teamsport Ultimate Frisbee ein, der eine starke Fairplay-Regulierung aufweist. Es bestehen festgelegte Verfahrensweisen, wie strittige Situationen – etwa bei einem Foul – ohne das Hinzuziehen eines externen Schiedsrichtenden gelöst werden. Der erste Paragraf im Regelwerk unter dem Begriff „Spirit of the Game“ legt fünf Bereiche fest, die dazu gefordert werden: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt (Verzicht auf Gewalt) – eine faire Einstellung – und die Freude am Spiel, die über einem „unbedingten“ Siegeswillen stehen soll.

SOTG_Communicate-RespectfullyEine faire Einstellung beschreibt dabei unter Anderem den Zugang nicht darauf zu bestehen eine Tatsache zu behaupten, wenn ich ein Foul moniere. Es handelt sich dabei zunächst nur um meine Meinung. Und ich muss auch meinem Gegenüber, der oder dem anderen Beteiligten eine eigene Meinung zugestehen. Der Umgang miteinander sollte von Respekt geprägt sein, auch das unterliegt meiner Verantwortung.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

12. Dezember 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schreibe einen Kommentar

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