Fairplay im Alltag 04-2016 – Gewohnheiten hinterfragen

KStA_04-01-16_Gehirn-AutopilotIn einem Beitrag im Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Januar 2016 behandelt der Neurologe und Wissenschaftsautor Magnus Heier die Macht der Gewohnheit. In Bezug auf gute Vorsätze und die Tücken ihrer Umsetzung berichtet er: Noch schwieriger als etwas zu unterlassen sei es etwas Neues zu tun. Erst nach etwa einem halben Jahr wird es dann – wieder zur Gewohnheit.

Mich beschäftigt bei diesem zunächst leicht nachzuvollziehenden Thema zweierlei: Zum Einen die Frage, wie ich die Macht meiner Gewohnheiten überliste (sofern ich diese als nutzlos oder sogar schädlich identifiziert habe)? Zum Anderen die Überlegung, ob sich eine schlechte Gewohnheit tatsächlich nur durch eine gute Gewohnheit ablösen lassen kann?

KStA_14-01-16_Nicht-Affekt-getriebenAnders gefragt: Ist der Mensch nicht in der Lage, sich generell über Gewohnheiten hinweg zu setzen? Die Bezeichnung des Menschen als „Gewohnheitstier“ zieht ihn in das Reich des Animalischen hinab und bezeichchnet ihn als ein triebgesteuertes Wesen, das seiner menschlichen Bestimmung damit gegebenenfalls nicht ganz gerecht wird.

Magnus Heier beschreibt, dass viele auch komplexe Tätigkeiten automatisiert ablaufen, sofern sie perfekt beherrscht werden. Bestes Beispiel ist das Autofahren. Ebenso verhält es sich mit Suchtgewohnheiten wie Zigaretten rauchen, Bier trinken oder Schokolade essen. Er stellt fest:

„Nur der kleinste Teil der Wahrnehmungen, Tätigkeiten und Gefühle gelangt ins Bewusstsein. Und genau deshalb fällt es uns so schwer Gewohnheiten zu ändern.“

Als Tipps nennt er den Einsatz psychoaktiver Substanzen wie Koffein, die (einer Studie der britischen Universität Kent zufolge) dabei helfen können, die Anstrengung einer Verhaltensänderung aufzubringen. Das wird für mich nur dann schwer, wenn die neue Gewohnheit sein soll, weniger Kaffee zu trinken! Nach spätestens sechs Monaten hätte sich dann jedoch „das neue Verhalten stabil ins Gehirn eingebrannt.“

Schon der Begriff „Gewohnheiten ändern“ legt nahe, dass wir im alltäglichen Leben vermutlich darauf angewiesen sind, viele Dinge automatisiert zu tun. Wir hinterfragen sie „gewöhnlich“ erst im Falle einer Krise (z.B. wenn sich etwas als ungesund herausstellt oder wenn etwas nicht mehr zur Verfügung steht). Noch schwerer aber als etwas zu unterlassen, heißt es in dem Beitrag, ist es etwas Neues zu tun. Denn „von Haus aus“ vermeiden wir Anstrengungen lieber:

„Energie zu sparen und nicht zu verschwenden, ist Teil unseres evolutionären Programms.“

Um den inneren Schweinhund zu überwinden, hilft infolgedessen nur Übung, ebenso wie dies sicherlich auch Mönche raten würden, ganz gleich welcher Religion sie angehören. Und dies gilt natürlich auch im Sport. Training bedeutet Bewegungsmuster zu ändern, das Verhalten zu ändern. Im Fall des Teamsports Ultimate Frisbee bedeutet Training auch, an seinem Charakter zu arbeiten. Denn neben der sportlichen Leistung sind beim Fairplaykonzept des „Spirit of the Game“ folgende fünf Forderungen einzuüben, damit das Sportspiel sogar ohne Schiedsrichter funktioniert: SOTG_Be-Fair-MindedRegelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel.

Dabei gilt, dass zu guten neuen Gewohnheiten zählen könnte,

  • vor schnellen Reaktionen die Sicht des Gegenübers zu bedenken,
  • die Bereitschaft beizubehalten sich zu ändern,
  • sein eigenes Tun des Öfteren zu hinterfragen
  • und den Autopiloten auch regelmäßig abzuschalten.

27. Januar 2016 von JoergBenner
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