Agilität schafft Kultur, nicht umgekehrt

Bezugsrahmen-HR-Report_IBEDenkanstöße zum digitalen Wandel von t3n.de und haufe.de

Die Zahl der Berichte zur praktischen Bewältigung des digitalen Wandels ist groß. Neben programmatischen Ansätzen werden darin immer häufiger Hinweise zu agiler Organisationsform vorgestellt. Dabei spielt die Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle.

Der Autor Alain Veuve widerspricht auf der Seite t3n der Vorstellung, dass ein Unternehmen zuerst eine besondere Unternehmenskultur installieren müsse, um sich auf agile Arbeitsweise vorzubereiten. Stattdessen sieht er in agiler Vorgehensweise die Grundlage (einen „Nährboden“) dafür gegeben, dass ein Unternehmen befähigt wird, sich zu ändern und neuen Herauforderungen künftig auch mit neuen Denk- und Arbeitsansätzen zu begegnen.

Umsetzungs-Wahrnehmung-HR-Report_IBEDiese Fähigkeit erlangt ein Unternehmen nicht „von oben verordnet“, sondern nur „von innen nach außen vorgelebt“. Das heißt, wichtiger als eine neue Unternehmensführung zu proklamieren ist sie gemeinsam anzuwenden. Alain Veuve stellt fünf Gemeinsamkeiten agiler Unternehmen heraus, da eine allgemeingültige Definition schwierig erscheint. Diese fünf Eckpunkte lauten:

  1. Projektbezogene oder funktionale Teams bestehen oder werden gebildet.
  2. Diese Teams bestimmen und verwalten sich eigenständig demokratisch.
  3. Die Hierarchien sind auf zwei Ebenen verflacht: Management und Teams.
  4. Das Management verfolgt eine „Servant Leadership“, d.h. eine dienende Führungsrolle „als Unterstützer für die Teams“. Sowie
  5. Die Prozesse bleiben im Fluss („Liquid Processes“). Dies wird durch den kleinen Kreis an Beteiligten in den einzelnen Teams begünstigt.

PR_DE_20oct2015Digitale Transformation erfordert gute Teamarbeit

Agilität erfordert insofern mehr als reine Flexibilität, zwischen verschiedenen Möglichkeiten des Vorgehens zu wählen oder das richtige Werkzeug aus seinem vorgegebenen Kasten zu greifen. Vielmehr erscheint unabdingbar, häufiger auch die „Metalampe“ einzuschalten und die Angemessenheit der zur Verfügung stehenden Werkzeuge und Vorgehensweisen zu prüfen.

Eine aktuelle Studie zum Thema „Zusammenarbeit in virtuellen Teams in deutschen Unternehmen“ von PAC behauptet, dass der intensive Austausch aller Beteiligten Voraussetzung für die Bewältigung der digitalen Transformation ist. Dies lässt sich gut nachvollziehen, wenn es um funktionierende Teamarbeit geht, die eigenverantwortliche Selbstorganisation mit umfasst. Laut haufe.de verzeichnen aktuell bereits 70 Prozent der Manager verstärkte Zusammenarbeit. Demnach verbringen Mitarbeiter rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit mit Kommunikation und Kollaboration.

Kulturthemen-HR-Report_IBEIn der genannten Studie werden vor allem die Potenziale der Optimierung thematisiert. Denn als Folgen einer ineffizienten Zusammenarbeit wird neben Auswirkungen auf die Mitarbeiter (Konzentrationsmangel, Frustration und Burnout-Risiko) auch ein schlechterer Kundenservice genannt. Doch negative Kundenerlebnisse können nicht das Ziel der digitalen Transformation eines Unternehmens sein. Im Gegenteil: Der kulturelle Wandel eines Unternehmens – auch wenn er primär nach innen gerichtet ist – darf und sollte auch nach außen wirken und der Reputation des Unternehmens dienen.

Topthemen-HR-Report_IBEUnternehmens-kultur im Fokus von HR

Eine positive, den Fakten entsprechende Selbstdarstellung eines Unternehmens kann sich einerseits gut auf die Beziehungen zu Kunden und Partnerunternehmen auswirken, andererseits spielt sie eine wesentliche Rolle beim Recruiting. Im HR-Management erfährt die Sorge um die Unternehmenskultur aktuell eine große Beachtung. Diese stellte sich beim HR-Report 2015/2016 des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) im Auftrag des Personaldienstleisters Hays als wichtigstes HR-Thema der mehr als 500 befragten Führungskräfte heraus.

Bei haufe.de wird die Studie besprochen mit der Aussage, die Unternehmenskultur in Deutschland sei in vielen Fällen noch nicht bereit für die mentale Verankerung des digitalen Wandels. Diese Aussage legt nahe, dass die Kultur eine Voraussetzung für das Gelingen sei. Bei Alain Veuve klingt es dagegen eher so, als ziehe eine agile Vorgehensweise zum Erreichen des angestrebten Wandels diese Kultur nach sich.

Jedenfalls stufen 41 Prozent der Befragten in der IBE-Studie eine Weiterentwicklung der Kultur als wichtiges Handlungsfeld für HR ein. Weit hinter weiteren Themen wie Mitarbeiterbindung (38 Prozent) und Förderung der Beschäftigungsfähigkeit (34 Prozent) taucht bei nur 16 Prozent der Befragten das Top-Thema auf, die Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorzubereiten. Jutta Rump, Leiterin des IBE, resümmiert:

„Ohne soziale Innovation gelingt der digitale Wandel nicht“.

Der Studie zufolge handelten alle Unternehmen bei diesen als wichtigste genannten Themen zu wenig. In Sachen Unternehmenskultur sind die Unternehmen nach Aussagen der Entscheider durchweg nur befriedigend aufgestellt. So halten beispielsweise 81 Prozent der Befragten den offenen Umgang mit kritischen Themen für wichtig, aber nur 23 Prozent sehen das bereits umgesetzt. Die agile Unternehmensorganisation erscheint demnach als ein geeignetes Mittel, um ein Unternehmen auf den digitalen Wandel einzustellen und dabei auch einen kulturellen Wandel zu erzielen.

28. Januar 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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