Fairplay im Alltag 39-2016 – Vom flüchtigen zum richtigen Glück

ksta_27-09-2016-digitalisierung2Die Digitalisierung beschäftigt nicht nur Think-Tanks und Unternehmen, die nach alternativen Erlösmodellen mittels neuer Kundenbeziehungen und Datenanalyse suchen. Sie hat vielmehr bereits nachhaltig auch Einzug in unser Privatleben gehalten. Fast die Hälfte der Deutschen nutzt Telefon oder Computer in der Freizeit für private Zwecke. Dennoch ließe eine mögliche stärkere Selbstbestimmung bei der Arbeit weiter auf sich warten.

Dies waren wichtige Teilergebnisse einer Studie, die die Universität St. Gallen im Auftrag der Krankenkasse Barmer und der Bild am Sonntag durchgeführt und vorab vorgestellt hat. Ein paar Fakten: 27 Prozent derjenigen, die in der Freizeit Telefon oder PC beruflich nutzen, fühlen sich ausgebrannt. 16 Prozent fühlen sich bei der Arbeit überwältigt von der Informationsflut und haben dadurch Probleme bei der Entscheidungsfindung.

ksta_27-09-2016-digitalisierung1Zwar lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Krankenstand und Digitalisierung nicht herstellen. Doch dies ließe sich auch mit einer zunehmenden Angst vor dem Jobverlust erklären: Die Menschen gingen arbeiten, obwohl sie eigentlich krank seien, wird Studienleiter Stephan Böhm u.a. im Kölner Stadt-Anzeiger zitiert. Bundesarbeitministerin Andrea Nahles bemängelte, dass die Arbeitgeber ihren Beschäftigten nicht mehr Freiheiten bei der Wahl des Arbeitsplatzes und der Arbeitszeiten ließen.

Ganz gleich, ob wir die Techniken nutzen müssen oder nutzen wollen, ganz gleich, ob wir sie aus Gründen des Arbeitszwangs oder etwa aus Spielsucht übermäßig nutzen – wir drohen von der Technik beherrscht zu werden, die eigentlich wir selbst beherrschen wollten. Als Schlüssel für eine Befreiung aus dieser Klemme ist in der Tat die Selbstbestimmtheit zu sehen, indem ich mir bewusst mache z.B., wie lange nutze ich diese Geräte nun schon pro Tag, welchen Mehrwert bringt mir die Nutzung gegenüber anderen Möglichkeiten der Betätigung.

SOTG_Enjoy-PlayingSelbstbestimmung ist eins der höchsten Güter des Menschen, kaum mit Geld aufzuwiegen. Denn digitale Oberflächen mit schnellen, bunten und lauten Sinneseindrücken schaffen nur ein flüchtiges Glück und können kleine Momente der Zwischenmenschlichkeit nicht aufwiegen. Wie aber können wir lernen entgegen der Digitalisierung und der Selbstversklavung gegenüber digitalen Geräten uns selbst zu bestimmen?

Eine gute Übung bietet der Teamsport Ultimate Frisbee, der neben der sportlichen Betätigung auch die Einübung von Regeln beinhaltet, die selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Agieren vorsehen. Das heißt, in diesem Teamsport gibt es keine externen Schiedsrichtenden, sondern nur die beiden Beteiligten an einer Situation müssen miteinander auskommen, nach einem dafür vorgesehenen, geeigneten Verfahren.

SOTG_Be-Fair-MindedDas hat mit gegenseitigem Respekt und Anerkennung zu tun, aber auch damit, sich bewusst zu machen, welche ungeheuren Privilegien mir mein Leben in einer wohlhabenden Industrienation bietet. Eine Dankbarkeit dafür und auch für die dazu dauernd notwendige konstruktive Auseinandersetzung mit anderen bietet eine sehr gute Grundlage für Glück. Zudem reduziert ehrlich empfundene Dankbarkeit nachgewiesen effektiv Stress. Und mit der Achtsamkeit für andere, idealerweise einem gewissen Einfühlungsvermögen, erfüllen wir sogar eine wichtige Voraussetzung für Fairplay (das grundsätzlich erfordert vom anderen her zu denken).

Meine Herangehensweise basiert auf dem Regelwerk des Teamsports Ultimate Frisbee, der ohne externe Schiedsrichter auskommt. Wer Interesse hat, vor diesem Hintergrund Fragen des Glücksempfindens, der Dankbarkeit und der Achtsamkeit in Vorträgen oder Workshops weiter zu vertiefen, kontaktiere mich bitte.

30. September 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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