Fairplay im Alltag 40-2016 – Werte überprüfen

ksta_06-10-2016_wertelosigkeitWerte sind ein relativer Begriff. Sie sind ein Leitfaden für das Handeln. Dies gilt erst recht als Sporttreibender. Ich schütze das Wohlergehen meiner Mit- und Gegenspielenden sowie mein eigenes. Ich zeige allen Mitwirkenden gegenüber Respekt und betrachte den Sport als eine willkommene Möglichkeit mich mit anderen zu messen. Wie schnell solche Werte zu Bruch gehen können, verdeutlicht der Rückzug des hoch dekorierten Profiboxers Tyson Fury.

Der 28-jährige mehrfache Weltmeister im Superschwergewicht verliert nach einer umfassenden Dopingbeichte höchstwahrscheinlich seine drei Gürtel und will nach eigenem Bekunden auch nicht mehr in den Boxring steigen. Seine Einlassungen haben jedoch nichts mit gezieltem Doping zur Leistungssteigerung zu tun, sondern vielmehr mit einem psychologischen Zusammenbruch, einem Verlust aller Werte.

„Ich war aus und habe getrunken, Drogen genommen, mich verhalten wie ein Irrer, wie ein Idiot“, wird der dreifache Familienvater zitiert, der sich auch als manisch-depressiv bezeichnete und von Todessehnsucht spricht, wobei ihm nur seine Religion den Selbstmord verbiete.

ksta_06-10-2016_daemonenOffenbar ist dem jungen, sehr erfolgreichen Sportler der Ruhm zu Kopf gestiegen. Offenbar hat er den Respekt vor sich selbst verloren. Nach einem halben Jahr exzessiven Kokainkonsum (nach eigener Angabe) ist nun seine Scheinwelt zusammengebrochen. Verzweifelt klingt der Hilferuf: „Ich habe Dämonen in mir und ich versuche, sie abzuschütteln. Ich will ein normales Leben.“ Unglaubhaft klingt die Beteuerung nach vier Tagen, er sei seit dem 1. Oktober clean.

Neben dem persönlichen Absturz, der zweifellos eine menschliche Tragödie darstellt, lässt sich dieses Geschehnis auch auf den Boxsport selbst beziehen. Dies hat Frank Nägele im Kommentar im Kölner Stadt-Anzeiger getan, indem er vom Profiboxen als einer klassischen Disziplin spricht, deren Basis mittlerweile die Wertelosigkeit sei. Verbotene Kampfabsprachen, unseriöses Geschäftsverhalten sowie Lug und Trug gehörten inzwischen so selbstverständlich zu der Show, dass die Offenbarung Tyson Furys nur eine folgerichtige Konsequenz davon darstelle.

SOTG_Enjoy-PlayingSportliche Wertelosigkeit würde sich noch deutlicher zeigen beim Wrestling und beim Ultimate Fighting, doch mittlerweile sei auch das klassische Boxen in seiner Profivariante mehr oder weniger in die „Freak-Show-Ecke“ zu verbannen. Da bleibt nicht viel übrig von der Faszination eines Boxkampfes eins gegen eins, bestimmt durch die Athletik der Kämpfenden, teilweise mit großer Dramaturgie und einer seltenen überraschenden Wende durch einen „lucky punch“.

Sport wird immer bestimmt durch die Organisation und die Rahmenbedingungen, in denen er stattfindet. Der Profi-Boxsport mit seinen zahlreichen koexistierenden Verbänden dreht sich seit langem vor allem um das liebe Geld. In der Folge ist der Sport selbst inzwischen derart in Misskredit geraten, dass ihm nun schon „Wertelosigkeit als Basis“ zugesprochen wird. Das ist der Schlusspunkt einer negativen Entwicklung.

SOTG_Be-Fair-MindedSelber bin ich involviert in die Entwicklung des Frisbeesports in Deutschland, wo die Disziplinen ohne externe Schiedsrichtende ausgebt werden. Der Frisbeesport lebt somit von Werten wie Respekt, Eigenverantwortung und Integrität. Künftige Entwicklungen der Kommerzialisierung könnten zu ebenso herausfordernden Szenarien führen. Daher ist es aus meiner Sicht extrem wichtig, diese Grundlagen des Sports schon im Kindes- und Jugendalter zu vermitteln und die eigene Haltung zu diesen werten in regelmäßigen Abständen zu überprüfen.

Dazu biete ich, auch im Auftrag des Deutschen Frisbeesport-Verbandes, fünf verschiedene Workshops an, die sich ergänzende Aspekte der Wertekultur in den Mittelpunkt stellen. Mein Konzept basiert auf dem Regelwerk des Teamsports Ultimate Frisbee, dessen Paragraf 1 das entsprechende Fairplay-Konzept mit dem Begriff „Spirit of the Game“ beschreibt. Darin kommen fünf Hauptpunkte für eigenverantwortlichen und wertschätzenden Umgang miteinander zum Tragen, die entsprechend in den Workshops behandelt werden: Regelkenntnis als Grundlage der gegenseitigen Vereinbarung – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt und von Gewalt – Fairness erfordert Perspektivwechsel – Freude als Basis sinnvoller Beschäftigung.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

07. Oktober 2016 von JoergBenner
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