Fairplay im Alltag 08-2017 – Verantwortung des Vertrauens

In mehren Beiträgen zur haltlosen und anhaltenden Medienschelte des neuen US-Präsidenten Donald Trump behandeln verschiedene Autoren Fragen unserer Verantwortung als rationale Rezipienten, manchen Aussagen zu trauen und anderen zu misstrauen.

Auf Meedia erforscht Nils Jacobsen die Absichten, die Donald Trump mit den andauernden Angriffen auf die Medien verfolgt. Er stilisiere Medien zu so genannten „Volksfeinden“ und schaffe damit für wenig reflektierte und beeinflussbare Wähler einen gemeinsamen Gegner. Die Nutzung dieses historisch besetzten Schlagwortes „wecke schlimmste Erinnerungen“, so der Autor, an Stalin, Mao und Nazi-Deutschland, wo die freie Presse ebenfalls verunglimpft und später abgeschafft wurde.

Dabei gehe es Trump nicht um die Richtigkeit respektive Absurdität seiner Behauptungen. Nils Jacobsen zieht den Vergleich:

„Trump agiert wie ein Fußballspieler, der von Minute eins an beim Schiedsrichter reklamiert und selbst Meter vom Gegenspieler entfernt „Foul, Foul, Foul“ schreit. Irgendwann, so der Plan, hat er sich im Kopf des Schiedsrichters festgesetzt und bekommt seinen Freistoß.“

Dies hätten auch in den USA einige erkannt, heißt es weiter, so etwa der frühere CIA-Mitarbeiter Evan McMullin, der auf  Twitter schrieb: „Die Presse ist die einzige Institution, die Präsident Trump tagtäglich zur Rechenschaft ziehen kann – und genau deswegen will er sie zerstören.“

Medienwissenschaftler Udo Göttlich von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen beschäftigt sich als Systemtheoretiker seit Jahren mit den Erzählformen von Medien. In einem Interview mit der Welt, das Xing gepostet hat, plädiert er in Hinblick auf die aktuelle Redewendung „Fake News“ für die Eigenverantwortung, die mündige Medienkonsumierende haben.

Zum Begriff selber weist er darauf hin, dass es schon früher unbestätigte („non testatum“, kurz. N.T.) Zeitungsenten gab, diese jedoch meist unbeabsichtigt entstanden und professionell korrigiert wurden.

„Fake News hingegen sind gar nicht darauf ausgelegt, die „Wirklichkeit“ darzustellen. Sind sie einmal in der Welt, dann geht es um die schnelle Verbreitung durch Likes, die ihren Gehalt zusätzlich autorisieren, weil man seinen Freunden vertraut.“

Damit kommt er auf die wesentliche Unterscheidung zwischen Massenmedien und Sozialen Medien zu sprechen. Bei ersteren ist jedenfalls die Rollenverteilung zwischen Kommunizierenden und Rezipierenden klar. In den Sozialen Medien verschwimmt jedoch die Rollenverteilung und jede und jeder kann erst einmal alles behaupten, ohne es belegen zu müssen. Das ergibt die unberechenbare Wirkung von „Fake News“.

„Sie funktionieren, weil bestimmte Lesergruppen die Popularität einer Nachricht als Maßstab für deren Validität nehmen. Man muss also wieder zum Wissen darüber zurück, wie Nachrichten produziert werden, wenn man entscheiden will, ob man einem Bericht vertraut.“

Kurz gesagt komme es „auf das Vertrauen an, das wir solchen Ereignisberichten schenken“, so Udo Göttlich, Skepsis sei nicht der Erzählform selbst gegenüber angebracht, sondern lediglich im Hinblick darauf, wie eine Nachricht produziert werde. Und da habe eine Darstellung in den sozialen Medien eben einen anderen Status als ein Bericht in klassischen Massenmedien.

Die Verantwortung für jede und jeden einzelnen ist es demnach gemäß bestem Wissen und Gewissen den Wahrheitsgehalt beziehungsweise die Relevanz von Äußerungen in den verschiedensten Medien zu überprüfen und sich durch Vergleich mit anderen Quellen abzusichern. Die weitergehende Verantwortung ist aufzustehen und wann immer möglich und nötig, gegen die haltlose Manipulation des vermutlich mächtigsten Mannes der Welt anzugehen.

Die „Verantwortung des Vertrauens“ besagt jedoch auch, dass ich bei aller berechtigter Sorge und Skepsis gegenüber vielen Äußerungen dennoch mit einem „Vertrauensvorschuss“ in neue Situationen gehe und anderen Personen zunächst nichts Böses unterstelle. Genau dies übe ich in Fairplay-Workshops am Beispiel des Teamsports Ultimate Frisbee ein.

Dort sind im ersten Paragrafen des Regelwerks unter dem Begriff „Spirit of the Game“ fünf Bereiche benannt, die für ein Auskommen ohne Schiedsrichtende benötigt werden: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt (Verzicht auf Gewalt) – eine faire Einstellung – und die Freude am Spiel, die über einem „unbedingten“ Siegeswillen stehen soll. Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

26. Februar 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert