Fairplay im Alltag 09-2016 – Grenzen der Selbstregulierung

Eine Studie der Universität zu Köln hat ergeben, dass nur 15 Prozent der Passanten Menschen ansprechen, die im öffentlichen Raum Müll hinterlassen. Das Ergebnis wirft Fragen nach der Grenzen der sozialen Selbstregulation auf, wie in einem Beitrag im Kölner Stadt-Anzeiger thematisiert wird.

Bettina Rockenbach, Verhaltensforscherin und Prorektorin der Kölner Hochschule vermutet darin, dass der Hauptgrund, sich Müllsündern gegenüber nicht zu äußern, „Angst vor einer heftigen Gegenreaktion“ ist. Interessanterweise gingen Passanten weit eher auf Müllsünder zu, die nur einen kleinen Kaffeebecher wegwarfen als auf solche, die größere Mülltüten im öffentlichen Raum abstellten. Ihre Schlussfolgerung lautet:

„Je größer das Fehlverhalten ist, desto mehr benötigen die Bürger offenbar Instanzen wie Behörden oder Sicherheitspersonal.“

In einer Veröffentlichung gemeinsam mit Forschern aus Innsbruck und Abu Dhabi in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ überträgt Bettina Rockenbach das Ergebnis ausdrücklich auch „auf ganz andere Bereiche des Lebens, in denen Kontrollinstanzen nicht immer vorhanden sind“. Beispielhaft ist die Rede von Whistleblowing oder Mobbing im Büro.

Dazu passt sehr gut das Einüben eigen-verantwortlichen Verhaltens im Teamsport Ultimate Frisbee. Der Paragraf 1 des Regelwerks klärt die dazu notwendigen Voraussetzungen. Der moralische Imperativ, sich ebenso zu verhalten wie ich es von anderen erwarte, genügt da meist nicht alleine. Vielmehr sind dabei eine Reihe weiterer Kontrollmechanismen eingesetzt, die zum Teil bewusst zu machen wird. Eigenverantwortung muss eingeübt und durch die eigene Peer Group, sprich im Team, oder der sozialen Bezugsgruppe ausdrücklich thematisiert und bei Verstößen sogar sanktioniert werden.

Weiter ist die Unterscheidung zwischen der Ebene der Eigenverantwortung (im Sport auf dem Spielfeld, im Alltag im öffentlichen Raum) und der Rückbezugs-Möglichkeit auf bestehende Instanzen (im Sport Turnierdirektion, Vereine und Verbände, im Alltag Institutionen und Gerichtsbarkeiten) hilfreich sich bewusst zu machen. Das bedeutet nicht, dass ich die Eigenverantwortung aufgebe, sondern vielmehr auch diese Instanzen zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung auffordere.

Dass das nicht immer funktioniert, zeigt das Beispiel des Mülls in Kölns: Jährlich müssen die dortigen Abfallwirtschaftsbetriebe 12.000 Tonnen Müll aus dem öffentlichen Raum entfernen, jährlich 6.500 wilde Müllhalden entfernen. Selbst wenn gegen Müllsünder Bußgelder in einer Höhe zwischen 35 und 510 Euro verhängt würden, habe dies nur einen geringen pädagogischen Effekt, heißt es.

Ein besonderes Augenmerk gilt z.B. dem Coffee-to-go-Becher, der eine ungeheure menge an Plastikmüll produziert. Der aktive Verzicht darauf kann durch einen eigenen Kaffeebecher erreicht werden. Im Beitrag wird jedoch auch die Initiative der Studentengruppe Enactus der Technischen Hochschule Köln genannt, die einen plastikfreien Becher namens „Pauli“ entwickelt haben und dazu einen Ökokreislauf aufgebaut haben. Aus meiner Sicht ein unglaublicher wichtiger Bereich, da Plastikmüll von Mikroteilchen bis hin zu quadratkilometergroßen Müllinseln, die sich in den Ozeanen aufhäufen, eine der drängendsten Aufgaben der Menschheit ist. Das heißt es geht auch darum, dass ich selber aktiv möglichst viel Müll vermeide!

Das aktive Wahrnehmen von Verantwortung und auch das Vermeiden von Gewalt (wie etwa Mobbing) sind zwei der fünf Bereiche, die ich in Fairplay-Workshops am Beispiel des Teamsports Ultimate Frisbee einübe. Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Seminaren kontaktieren Sie mich bitte.

07. März 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Soziales Netzwerken, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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