Fairplay im Alltag 12-2017 – Verteidigung der Werte

Deutschland hat seit April 2016 einen neuen Bundespräsidenten. Frank-Walter Steinmeier, zuvor Außenminister, aktuell beliebtester Politiker in Deutschland, wurde als 12. Bundespräsident auf das Amt vereidigt und hat dabei eine starke, ermutigende Rede gehalten.

Sein Hauptpunkt war die Verteidigung der Demokratie gegen „Populisten unterschiedlicher Couleur“. Anfangs rief er insbesondere Erdogan dazu auf, die unpassenden Nazi-Vergleiche zu unterlassen und den deutschtürkischen Journalisten Deniz Yücel freizulassen. Steven Geyer erkennt im Kölner Stadt-Anzeiger einen „Willen zum Wandel“, während der neue Bundespräsident vor allem dazu aufruft,

„zu bewahren, was gelungen ist“, „uns um die Demokratie zu kümmern“, „wieder zu lernen, für sie zu streiten“ und „das Gespräch zu suchen“ (und zwar nicht nur unter Gleichgesinnten).

Mit dem Aufruf zur Verteidigung der Demokratie tritt er in die Fußstapfen seines Parteivorfahren Willy Brandt, der – ebenfalls zuvor Außenminister – 1969 seine erste Regierungserklärung als Bundeskanzler unter das Motto „Mehr Demokratie wagen“ gestellt hatte. Damals wie heute geht es darum,

„den Extremismus weiterhin zu bekämpfen“ und „dem kritischen Bedürfnis nach Information Genüge zu tun“ (Zitate 1969).

Jochen Arntz analysiert im Kölner Stadt-Anzeiger, dass Frank-Walter Steinmeier bereits bei seiner Antrittsrede „als Repräsentant dieses Landes, mit dem Wort ausgestattet“ auftrat. Er konnte dabei „den türkischen Präsidenten weit undiplomatischer angehen, als er es als Außenminister je hätte tun dürfen“. Während er im ersten Teil seiner Rede eine Reihe von Ausrufezeichen setzte, folgte der zweite, präsidiale, „demokratietheoretische Teil“.

Die Hauptaussage lautet: Demokratie ist nicht mit Gleichgültigkeit zu haben, sie wird im Gegenteil untergraben durch Trägheit und Teilnahmslosigkeit. Sein Angebot zum Nachdenken verstärkt er durch die Idee eines „Bürgerpräsidenten“, der die Gespräche mit allen Teilen der Bevölkerung sucht. Sein Motto lautet:

„Die Demokratie ist die Staatsform der Mutigen“.

Mut lässt sich üben. Insbesondere der Mut, seine Meinung zu sagen und für seine Überzeugung einzutreten. Wir benötigen den Mut, offensichtlich unzutreffende Behauptungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen. Wie ich an anderer Stelle schrieb, ist entsprechend auch die Rede vom „Postfaktischen“ unzutreffend. Vielmehr verhalten sich einige Menschen in den USA, aber auch auf anderen Kontinenten, „kontrafaktisch“ und versuchen sich Argumente unzutreffend zurechtzubiegen, die jeder Entsprechung in der Wirklichkeit entbehren.

Der Teamsport Ultimate Frisbee stellt eine gute Übung dafür dar, für die eigene Überzeugung einzutreten, den Mund aufzumachen, sich selbst zu erklären und im offenen Gespräch zielorientiert zu klären, wie es weitergehen soll. Grundlage dafür ist die Selbstregulierung der Spielenden ohne externe Schiedsrichtende. Der Regelparagraf 1, benannt „Spirit of the Game“, beschreibt ein grundlegendes Fairplay-Verständnis, das auch ein Streitschlichtungsverfahren beinhaltet.

Insgesamt setzt sich die Fairplay-Regelung aus fünf Hauptpunkten zusammen: Regelkenntnis, Empathie, respektvoller Umgang miteinander, das Vermeiden körperlicher Gewalt und eine positive Grundhaltung. Diesem Ideal nachzukommen erfordert Übung – aber auch den besagten Mut. Insofern ist Ultimate vielleicht ein wenig auch ein Sport der Demokratie, wie jüngst Jason Parkers TED-Präsentation nahelegte. Bei Interesse an Vorträgen oder Fairplay-Workshops am Beispiel des Teamsports Ultimate Frisbee kontaktieren Sie mich bitte.

26. März 2017 von JoergBenner
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