Was Ultimate Frisbee mit Agilität verbindet

Agilität beschreibt im sportlichen Umfeld die Fähigkeit beweglich zu sein, mental und körperlich schnell und gezielt reagieren zu können, um sich dadurch im Wettbewerb einen Vorteil zu verschaffen. Agilität von Unternehmen basiert auf dem Agilen Manifest aus dem Jahr 2001. Diese Prinzipien fanden ursprünglich in der Software-Entwicklung Anwendung und werden inzwischen für die gesamte Unternehmensführung genutzt.

Laut boersenblatt.net ist Agilität seit Ende 2016 das Trendthema Nummer 1 bei Wirtschaftsbüchern. Das Agile Manifest stellt dem Coach Peter Siwon zufolge vier Wertungsgrundlagen in den Mittelpunkt. Dabei wird eine Gewichtung vorgenommen, welche Werte im Zusammenhang mit der Durchführung von Projekten bedeutender sind.

  1. stehen demnach Menschen und Beziehungen im Vordergrund gegenüber Prozessen und Tools.
  2. ist das Funktionieren (einer Software oder eines beabsichtigten Ablaufs) wichtiger als die umfassende Dokumentation.
  3. ist die Zusammenarbeit mit einem Kunden oder Partner höher zu bewerten als die (zu Grunde liegenden) Vertragsverhandlungen.
  4. und letztens spielt der Umgang mit Veränderungen eine größere Rolle als das reine Erfüllen des ursprünglichen Plans.

Die Management-Beraterin Stephanie Borgert hat jüngst analysiert, dass Agilität in Unternehmen meist an den Führungskräften scheitert, da diese ein hohes Maß an Diskurs an Offenheit erfordert. Beides gehört nicht unbedingt zum Alltag und zur üblicherweise herrschenden Unternehmenskultur.

Ihr zufolge stellt agiles Arbeiten mehr als eine neue Methode oder ein anderes Verfahren dar. Sie bringt es auf den Punkt:

„Wird Agilität ernst genommen, so geht es um einen Paradigmenwechsel. Es geht um Haltungen, Sichtweisen und Einstellungen.“

Das bringt uns zum Teamsport Ultimate Frisbee, der selbst bei Weltmeisterschaften und bei den World Games ohne externe Schiedsrichtende betrieben wird. Damit das Zusammenspiel und vor allem das effektive und einvernehmliche Behandeln strittiger Situationen gelingt, ist ebenfalls eine Haltung und Einstellung erforderlich. Diese wird im Regelparagrafen 1 unter dem Stichwort „Spirit of the Game“ beschrieben.

Bevor weitere Details folgen, noch ein Hinweis aus der Welt agiler Unternehmensleitung. Der Führungskräfte-Trainer Joachim Simon spricht vom „Agilen Mindset“, dem die Zukunft gehöre. Dies werde repräsentiert durch:

„Menschen, die weitgehend selbstverantwortlich, selbstständig und im Interesse des Teams interagieren und dabei ihr eigenes Ego gewinnbringend einsetzen.“

Dazu bringt er die Forderung auf, dass Menschen sich immer mehr selbst führen sowie Eigenverantwortung für ihre Performance sowie ihre Ergebnisse übernehmen müssten. Genau diese Selbstständigkeit, die ihm zufolge immer mehr gefragt ist, wird durch den Sport Ultimate Frisbee spielerisch eingeübt. Er stellt damit eine sehr lohnende und spaßige Übung zur Persönlichkeitsentwicklung dar, die laut Joachim Simon zum agilen Mindset gehört.

Eigenverantwortliches Agieren, aber auch im Interesse der Teams, wird im Endzonensport Ultimate Frisbee exemplarisch ausgeübt. Alle Teilnehmenden müssen dazu die Regeln kennen, um selbst vermeintliche Regelverstöße zu erkennen und anzumahnen. Daraufhin wird (per „Freeze Call“) das Spiel angehalten, sodass sich die beiden Beteiligten an einer strittigen Situation (zunächst ohne Einmischung anderer) einigen können. Das heißt nicht, dass sie sich auf eine Sichtweise einigen müssen, sondern lediglich auf ein weiteres Vorgehen. Sind sie nach 30 Sekunden unterschiedlicher Auffassung, geht das Spiel bei der oder dem vorigen Werfenden weiter.

Mit solchen Fähigkeiten, die zeitgemäße Führungskräfte auszeichnen, sind wir in der Lage angemessen – wenn wir es so nennen wollen – agil auf die anstehenden Veränderungen zu reagieren. Die kommenden Trends auch in Unternehmen abseits der IT-Branche sind laut Joachim Simon Eigenverantwortung, gesellschaftliche Verantwortung das eigenständige Vereinbaren von Berufs- und Privatleben  sowie zeitnahe und transparente Kommunikation. Er formuliert abschließend sehr schön, was für agile Unternehmensleitung ebenso wie für das Zusammen- und Gegeneinanderspielen im Ultimate gilt:

„Das agile Mindset fordert eine Selbstführung, die sich integriert, ohne sich unterzuordnen.“

25. März 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert