Glück ergibt sich beim Tun

„Ja, renn nur nach dem Glück.
Doch renne nicht zu sehr!
Denn alle rennen nach dem Glück.
Das Glück rennt hinterher.“

aus: Bertolt Brecht, Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens, Strophe 3

Anlässlich des heutigen Weltglückstages hat das Fachjournal „Psychonomic Bulletin & Review“ eine aktuelle US-Studie vorgestellt. Forscher der Rutgers University in Newark und der University of Toronto in Ontario hatten dazu vier online Umfragen mit jeweils 100 bis 300 Teilnehmenden durchgeführt. Dabei ergab sich: Wer die Suche nach dem Glück als etwas ansieht, das ständiges persönliches Engagement erfordert, beklagt dabei besonderen Zeitverlust.

Auf den Punkt gebracht: Wer dem Glück intensiv nachjagt, wird dadurch nicht glücklicher. Als Alternative schlagen die Autoren vor, „Interventionen“ durchzuführen, das heißt gecoachte Sitzungen oder Workshops, wobei wir uns gegenseitig zu mehr Zeit verhelfen, indem wir sie gemeinsam verbringen.

Das scheint ein grundlegendes Paradox zu sein, auch bekannt unter dem Reizwort „Psychopathologie des Zeitempfindens“: Wenn ich nichts zu tun habe, ist mir langweilig, das heißt ich empfinde die Zeit als sehr langsam voran schreitend. Wenn ich viel zu tun habe, vergeht die Zeit hingegen wie im Flug. Wie gesagt, handelt es sich dabei nur um eine Empfindung. Doch der Zusammenhang mit dem Tätigwerden ist offensichtlich.

Zudem dürfte in Zusammenhang damit stehen, als wie sinnvoll und erfüllend ich meine Tätigkeit empfinde. Daher ist mein profaner Rat an Heranwachsende, die sich zunächst für wenig zu begeistern scheinen: Suche Dir beruflich etwas, das Dir Spaß macht. Das macht Dich gewöhnlich auch glücklich!

Daher auch der treffende Untertitel des entsprechenden Beitrags heute im Kölner Stadt-Anzeiger: Wer sich nur bemüht, dem läuft die Zeit davon, ganz im Sinne des eingangs zitierten Brechtschen Lieds von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens (aus der Dreigroschenoper). Oder, wie es in Arbeitszeugnissen als Klausel für nicht erbrachte Leistungen gerne heißt: Sie oder er war stets bemüht…

Das heißt, wir sollten uns nicht um das Glück bemühen, sondern um eine sinnvolle Tätigkeit. Dann kommt das Glück „von ganz allein“. Abschließend ein gewagter sophistischer Dreischritt:

Tun macht Mühe.
Glück ergibt sich beim Tun.
=>
Glück ist die Mühe wert.
oder aber doch:
Mühe ist das Glück wert.

20. März 2018 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schreibe einen Kommentar

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