Trügerische Firmen-Freundschaften

GSMCR12-13_UniMS_RolandBergerDass in sozialen Netzwerken oft mehr Daten gespeichert werden, als den Nutzern bekannt oder von ihnen gewünscht ist, ist nichts Neues. Ihre Unschuld haben sie daher schon lange verloren. Neuerdings machen jedoch immer mehr Firmen durch gezielte Netzwerk-Aktionen auf sich aufmerksam, im Sinne von: „Wenn Du mich „likest“, kannst du was gewinnen!“ Ich neige dazu, dies das Erschleichen von Testimonials zu nennen.

In der Welt beschreibt Anette Dowideit den Fall, dass Nutzer zur Facebook-Seite von Vodafone Deutschland „gefällt mir“ sagen (d.h. das Daumen-Hoch-Symbol anklicken), um ein hochwertiges Smartphone für nur einen Euro erwerben zu können. Gegenüber der im Welt-Artikel geäußerten Ansicht ist es meiner Meinung jedoch weniger Facebook, das mit solchen Werbeanzeigen das klassische Werbemittel des Testimonials perfektioniert. Facebook ist lediglich der Kanal, über den diese Art des Empfehlungsmarketings funktioniert.

Eine repräsentative Studie der Universität Münster und der Unternehmensberatung Roland Berger hat ergeben, dass soziale Netzwerke bereits rund acht Prozent an der Kaufentscheidung ausmachen. Nach dem „German Social Media Consumer Report“ beeinflussen sie das Konsumverhalten der Deutschen damit bereits stärker als etwa das klassische Werbemedium Radio (5 Prozent). Werden die Werbeanzeigen auf Internetseiten hinzugenommen, bestimmen online-Einflüsse Kaufentscheidungen demnach fast schon zu einem Viertel (22 Prozent). Allerdings fließt bisher erst etwa zwölf Prozent der deutschen Werbebudgets in Onlinewerbung.

TopTen-SocialMedia-Platforms„Auch wenn es nicht darum geht, den Einfluss der unterschiedlichen Medien bei der Kaufentscheidung eins zu eins in Werbeausgaben zu übersetzen, so sollten diese Zahlen doch zu einer Überprüfung der derzeitigen Budgetverteilung führen“, zitiert die Welt Egbert Wege von Roland Berger. 82 Prozent der Werbegelder fließt nach wie vor in Fernseh- und Printwerbung. Noch interessanter als Facebook oder Twitter dürfte für die deutsche Werbeindustrie jedoch vor allem das für berufliche Kontakte genutzte Netzwerk Xing sein, da dort die meisten Nutzer mit Abitur und diejenigen mit dem höchsten durchschnittlichen Nettoeinkommen (zwischen 2000 und 3000 Euro monatlich) verkehren.

Besonders stark ist der Einfluss sozialer Netzwerke beim Kauf von Medienprodukten (Kino, Musik, Zeitungen) sowie bei Restaurantbesuchen. Mittlerweile ist demnach jeder Deutsche durchschnittlich bei drei sozialen Netzwerken registriert; nur 7% aller Internetnutzer verwenden gar keine sozialen Netzwerke. Die Forscher hatten rund 1600 Bundesbürger gefragt, wovon sie ihre Konsumentscheidungen in unterschiedlichen Einkaufssituationen abhängig machen.

20. Februar 2013 von JoergBenner
Kategorien: Soziales Netzwerken | Schlagwörter: , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert