Verantwortungseliten gesucht

Jerusalemkreuz blauDer 34. evangelische Kirchentag vom 1. bis 5. Mai in Hamburg hat sich unter anderem mit dem Schwerpunktthema Wirtschaftsethik befasst. Unter dem Titel „Sinn des Wirtschaftens“ diskutierten fünf Top-Wirtschaftsfrauen über Unternehmens-Verantwortung, die Rolle von Wirtschaftseliten und Wege nachhaltigen Wirtschaftens.

Einleitend sprach der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Wolfgang Huber von Verantwortungs-Eliten, die in Politik und Unternehmen eine wirtschaftsethische Vorbildfunktion übernehmen sollen: „Wer zur Verantwortungs-Elite gehört, muss das Allgemeinwohl im Blick haben. Gerechtigkeit und Menschenrechte bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich Wirtschaftsinteressen verwirklichen.“ Damit verband er die Hoffnung, dass der die Wirtschaft prägende Wettbewerb „an das Gebot der Fairness gebunden“ werde.

Er appellierte an prominente Wirtschaftsführer, ebenso wie an „Schriftsteller oder Bischöfe, Politiker oder Philosophen, Gewerkschafter oder Sportler“, sich dazu öffentlich zu äußern. Soziale und ökologische Verantwortung dürften nicht nur Werbefassade wie beim „Green-Washing“ sein, sondern müssten selbstverständliche Unternehmensziele darstellen. Gegenüber dem Gebot, deutsche Standards auch im Ausland durchsetzen erscheint jedoch die Forderung noch wichtiger, diese Standards zuerst einmal in Deutschland zu realisieren.

Kirchentag2013-PlakatVaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz berichtete von aufwendigen Zertifizierungen, die nötig sind, um das Öko-Image des Outdoor-Familienunternehmens nachzuweisen. Dadurch würden die Stückkosten um rund 15 Prozent steigen. Dennoch betonte sie: „Den immateriellen Mehrwert spüren wir deutlich in motivierten Mitarbeitern. Wir werden von den Händlern als partnerschaftlich wahrgenommen.“ Sie sei auch „ohne ökonomische Gegenrechnung“ der Ansicht, dass sich der Aufwand lohne.

Da sich gesetzliche Regeln zur Wirtschaftsethik – die Einhaltung sozialer und ökologischer Standards, aber auch von Compliance-Vorgaben – gewöhnlich am Mindestmaß orientieren, war der Tenor, dass verantwortungsvolle Unternehmen die eigenen Standards höher als die gesetzlichen Grenzwerte setzen sollten. Ein Beispiel dazu lieferte Christine Hohmann-Dennhardt, ehemalige Richterin am Bundesverfassungsgericht, die heute im Vorstand der Daimler Benz AG für die Korruptionsbekämpfung zuständig ist. Sie brachte die Verantwortung auf den Punkt mit der Frage: „Wer, wenn nicht wir?“ Dank seiner Marktmacht könne ein großes Unternehmen wie die Daimler AG verlangen, dass seine Partner sich auf bestimmte Verträge einließen.

10. Mai 2013 von JoergBenner
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