Die Grenzen von Facebooks Relevanz

Facebook-Nutzerzahlen_2013Erstmals hat der US-Konzern Facebook seine täglichen Nutzerzahlen für Deutschland angegeben. Demnach gehen mehr als 19 Millionen Deutsche täglich auf das Social Media-Portal. Das sind fast ein Viertel aller Deutschen und knapp zwei Fünftel aller deutschen Internetnutzer. Mehr als 13 Millionen Deutsche besuchen Facebook täglich mobil, das ist fast die Hälfte aller deutschen Smartphone-Nutzer.

Zur Nutzungsdauer und Altersstruktur in Deutschland trifft Facebook derweil keine Aussagen. Die veröffentlichten Zahlen schließen Sekunden- ebenso wie Stundennutzer ein. Die durchschnittliche Nutzungsdauer auf Facebook beträgt weltweit rund 18 Minuten. Demgegenüber kommt der Konkurrent Google Plus bei ähnlich hohen Gesamtnutzerzahlen nur auf rund 6 Minuten Nutzungsdauer.

In der jüngeren Generation erhalten Facebook, Google+ und Twitter heute neue Konkurrenz vor allem durch Whats App und Instagram. Doch diese Kanäle müssen erst einmal eine Nutzergeneration überstehen, um auf lange Sicht überlebensfähig zu sein. Früheren Konkurrenten wie MeinVZ oder Myspace ist das nicht gelungen, sie sind an späteren Abwanderungen zugrunde gegangen.

Einer Umfrage des Pew Research-Centers zufolge befremdet viele Jugendliche bei Facebook die Masse an Beiträgen und Werbung, sowie der Umstand, dass auch ihre Eltern häufig dort registriert sind. Doch obwohl das Netzwerk für viele junge Nutzer zwischen 12 und 17 Jahren daher nicht gerade aufregend ist, bleiben dennoch knapp 80 Prozent der Befragten regelmäßig auf Facebook aktiv.

Die Welt zitiert Thomas Pleil, Kommunikationsforscher an der Hochschule Darmstadt, der erklärt, dass kaum jemand mehr ohne Facebook auskomme, selbst wenn Intensivnutzern das Medium langweilig würde. Facebook ist längst zu einem Alltags-Kommunikationsmedium geworden, das längst nicht mehr nur Privatpersonen, sondern zunehmend auch Firmen, Behörden, Werber, Medien, Politiker, Eltern und Lehrer nutzen. Für einige sei Facebook inzwischen so selbstverständlich wie früher der Tageslichtprojektor. Doch für viele Nutzer bleibt die Informationsbeschaffung auf den eigenen Kreis an dortigen Interessen und Freunden eingeschränkt.

KStA_18.09.2013_Gauck-glaubt-an-die-Zukunft-der-ZeitungSelbstverständlich lässt sich trefflich darüber streiten, welche meinungsbildende Bedeutung dem Daten- und Informationsaustausch über das Soziale Netzwerk Nr. 1 zukommt, Facebook selbst (s. Grafik oben) vergleicht die tägliche Reichweite mit der der drei größten Tageszeitungen zusammen. Doch ist das Medium keinesfalls mit einer Tageszeitung zu vergleichen, deren Vorzüge unabhängige, kritische Recherche sowie eine Themen- und Meinungsvielfalt sind, die sich im Geflecht der selbst gewählten Kontakte niemals finden lässt. Die Gefahr ist insofern, sich bei Facebook unkritisch im Dunstreis seiner eigenen Einstellung zu bewegen.

Daher bleiben, wie auch Bundespräsident Joachim Gauck laut Kölner Stadt-Anzeiger jüngst auf dem Kongress der Zeitungsverleger in Dresden betont hat, Tageszeitungen unverzichtbar: „Zumindest mittelfristig kann die ungefilterte, oft emotional getriebene Massenkommunikation im Netz die Zeitung als Quelle nicht ersetzen“. Sicher, Massenkommunikation ist nicht gleich Journalismus. Etwas weit gehen jedoch seine nachfolgenden Forderungen wie „Kommunikation mit Spielregeln“ und „Nachrichten, die mit professionellem Ethos erstellt und im Bewusstsein ihrer Qualität rezipiert werden“. Dies ist auf Rezipientenseite nicht zwangsläufig der Fall.

19. September 2013 von JoergBenner
Kategorien: Soziales Netzwerken | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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