Ehre, sofern sie gebührt

FAZ_13-11-05_Hoeness-Ehrenamt-TitelAnno Hecker hat in der FAZ einen Kommentar zum Fall Uli Hoeneß geschrieben. Unter dem Titel „Mutlos“ thematisiert er dessen unverständliches Ausharren auf seinem Posten trotz der ungeklärten Vorwürfe gegen ihn.

Nachdem das Landgericht München II die Anklage erhoben hat – sehr zur Überraschung des Patrons – wird Uli Hoeneß nach Ansicht des Kommentators als Bayern-Präsident weitermachen,

„weil Führungspersönlichkeiten dieses Formates jedes Weichen wie das Eingeständnis einer Schwäche erscheint, also wie ein weiteres Geständnis“.

Anschließend vertritt Anno Hecker die Ansicht, dass dieses Verhalten im deutschen Sport „eine fatale Wirkung“ auslöst. Denn alle diejenigen, die den Posten des Präsidenten eines Sportvereins als Ehrenamt auffassen, können sich an dieser Haltung nur ein schlechtes Beispiel nehmen. Im Weiteren schreibt der Kommentator, dass auch beim Triple-Sieger offenbar niemand dem Macher Hoeneß einen guten Rat geben könne, weder die FC Bayern München-Fans auf der Mitgliederversammlung, noch die Aufsichtsräte als Sponsoren des erfolgsverwöhnten Clubs. Entweder sehen sie diese Außenwirkung nicht oder sie messen ihr keine Bedeutung bei.

FAZ_13-11-05_Hoeness-EhrenamtDoch es handelt sich zweifellos um eine schallende Ohrfeige für das Ehrenamt. Alle diejenigen, die sich in ihrer Freizeit weitgehend unentgeltlich für die Vereinsarbeit aufopfern, müssen sich verhöhnt vorkommen angesichts des trotzigen und uneinsichtigen Verhaltens der früheren Fußball-Ikone Uli Hoeneß. Er hat sich wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung selbst angezeigt, sein Haus am Tegernsee wurde untersucht, die Staatsanwaltschaft erhob Anklage, das Münchner Landgericht hat keinen Punkt davon zurückgenommen.

Ich werde hier kein Urteil über diese möglichen Verfehlungen abgeben, über die ab März das Gericht zu urteilen hat. Doch angesichts seines ansonsten oftmals lautstark moralisierenden Auftretens wäre der Schritt, bis zur Klärung aller Vorwürfe seine Ämter ruhen zu lassen, sicherlich ehrenhaft. Ich verweise hier noch einmal auf das Zitat des Internationalen Fairplay-Komitees der Unesco: „Fair verhält sich derjenige Sportler, der vom anderen her denkt.“

Anschließend zum  Thema Ehrenamt: Jedesmal, wenn ich im Rahmen der Fernsehübertragung von Fußball-Länderspielen den DFB-Spot „Unser Amt ist Ehrensache“ sehe, habe ich ein etwas ungutes Gefühl. Die Kluft zwischen den in praktischen Dingen scheiternden Millionarios (auch wenn es Sympathieträger sind) und den nahezu unbezahlten Helfern, die den Spielbetrieb quer durch alle Sportarten und alle Ligen aufrecht erhalten, ist einfach zu groß.

07. November 2013 von JoergBenner
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