Gleichheit und Gerechtigkeit

FAS_17.11.2013_Kinder-gegen-UngleichheitKinder haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeits-Empfinden, das sie in Bezug setzen zu konkreten Situationen und Personen. Das ist das Ergebnis einer neuen Kinderstudie zum Thema Gerechtigkeit von World Vision, über die die FAS berichtet hat.

world-vision-LogoDie Zeitung hat sechs Kurzprotokolle von Gesprächen mit Kindern über Aspekte des Gerechtigkeits-Empfindens veröffentlicht sowie ein Interview mit der Studienleiterin Sabine Andresen, Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Frankfurt. Demnach orientieren sich Kinder bei entsprechenden Aussagen zwar an Erwachsenen, machen sich dazu jedoch bereits im Kindergartenalter eigene Gedanken.

3.world-vision-kinderstudieSchon Vierjährige haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeits-Empfinden, das sie auch artikulieren können. Vor allem lehnen sie unbegründete Ungleichbehandlungen sehr stark ab. Nach Angaben der wissenschaftlichen Leiterin Andresen verstehen sich Kinder bereits in diesem Alter als soziale Wesen und verknüpfen dabei die beiden Motive des Eigennutzes und des Wohlergehens, das jedoch auch andere, insbesondere nahestehende Menschen betrifft.

Darüber hinaus ist Kindern wichtig, dass ihre Meinung von den Bezugspersonen Eltern, Erzieher und Freunden berücksichtigt wird, so Sabine Andresen im Interview mit Julia Schaaf:

„Insbesondere in Konfliktsituationen ist ein gerechtes Verfahren wichtig. Kinder wollen nicht unbedingt ihre Meinung durchsetzen, aber sie wollen gehört werden.“

FAS_17.11.2013_Smarties-für-alleIm Weiteren unterscheidet sie die Bedürfnisse des gerechten Teilens, dass alle gleich viel bekommen, und des Umverteilens im Sinne der Gleichheit, etwa dass allen eine Teilnahme an einem Ausflug ermöglicht wird („Kinder erwarten, dass ein Ausgleich durch Reichere geschaffen wird“). Ein Gefühl der gerechten Behandlung überwiegt bei insgesamt rund 90 Prozent der befragten Kinder, ebenso wie ein allgemeines Wohlbefinden. Für die 3. World-Vision-Kinderstudie wurden insgesamt 2.500 Kinder befragt.

Noch höher liegt die Zustimmung zum abstrakt abgefragten gerechten Umgang in der eigenen Familie (92 Prozent). Studienleiterin Andresen bezieht diesen hohen Wert auf eine grundsätzliche Wertschätzung, die die Kinder erfahren und eine Ausgewogenheit zwischen Fürsorge (Behüten) und dem „Gewähren von Autonomie“ (Loslassen). Andererseits gibt es fast 10 Prozent benachteiligter Mädchen und Jungen, die infolge von Armut über schlechtere Chancen auf Teilhabe verfügen und daher Ungerechtigkeit und Ungleichheit noch deutlicher wahrnehmen.

Als wichtigste Punkte hebt sie zuletzt hervor:

–         Gerechtigkeit bedeutet, gut mit Fehlern umzugehen (Aufgabe auch für die Eltern)

–         um Konflikte lösen zu können, ist die Möglichkeit sich zu beschweren nötig

–         beim Erstellen gemeinschaftlicher Regeln muss es Mitsprachemöglichkeiten geben

–         im Interesse der Kinder muss die Armut stärker bekämpft werden

Was gerechte Verfahren zum Lösen von Konfliktsituationen betrifft, so habe ich mit dem Streitschlichtungskonzept im Teamsport Ultimate Frisbee bei Kindern die besten Erfahrungen gemacht. Ich wende dieses Verfahren außersportlich daher auch für Management-Seminare zu lateraler Führung an. Nachfolgend die filmische Zusammenfassung in zwei Minuten:

22. November 2013 von JoergBenner
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