Grenzen der Automatisierung im Handel

EuroShop2014-LogoWenn wir einkaufen, möchten wir, dass es schnell geht. So schnell wie möglich. Allerdings hat der Drang vieler Händler zur Automatisierung seine Grenzen. Persönliche Gedanken zur EuroShop 2014.

Bei der Auswahl vieler Produkte nehmen wir uns alle Zeit, die wir brauchen. Zum Teil tun wir das bereits lieber via Internet auf der Couch. Etwas anders verhält es sich beim Lebensmitteleinkauf, zu dem wir regelmäßig in den Supermarkt oder Discounter unseres Vertrauens gehen. Für beide Fälle aber gilt: Ist die Auswahl erst einmal getroffen, dann hoffen wir inständig auf eine schnelle Abwicklung. Entscheidend dafür ist einerseits die Personalplanung und andererseits die individuelle Bedienung. Irren ist menschlich, daher bleiben die meisten Kassensysteme sicherlich unter der technisch maximal machbaren Durchsatz-Quote.

ehi_logoZur EuroShop 2014 hat das EHI Retail Institute die Studie Kassensysteme 2014 vorgestellt. Demnach wird das Bezahlen per Smartphone auch in Deutschland weiter zulegen. Bei Ikea und Real können die Kunden bereits ohne Zutun eines Kassierers ihre Ware selber scannen und zahlen. Das Interesse der Endverbraucher an dieser Entwicklung hält sich jedoch in Grenzen. Das Neueste sind Erkennungsrahmen, durch die die auf das Förderband aufgelegte Ware läuft, wobei sie identifiziert und in Rechnung gestellt wird.

Schneller als beim geschulten Kassenpersonal geht das nicht, aber „es kommt dem Kunden auf jeden Fall schneller vor“, zitiert Evelyn Binder vom Kölner Stadt-Anzeiger Ulrich Spaan vom EHI Retail Institute. Doch wollen wir das wirklich? Gehört neben einer professionellen Kassenbedienung nicht auch ein kurzes Gespräch zwischen Kunden und Kassierer mit dazu? Ein Schnack, ein Spruch, ein Gruß zum Wochenende. Insofern bleibt der Erfolg automatisierter Kassen-Erkennungssysteme abzuwarten.

Tomra-T-9-Front_smallFortschritt für die sensibelsten Bereiche im LEH

Die Zuverlässigkeit der Kassen steht für den Händler an allererster Stelle – und die ist zum jetzigen Zeitpunkt mit geschultem Personal am ehesten gegeben. Für den Lebensmittel-Einzelhandel ist der zweitsensibelste Bereich nach der Kassenzone – hätten Sie’s gewusst? – die Leergutrücknahme. Hier hat sich allerdings, im Gegensatz zum Bezahlvorgang, die Automatisierung seit vielen Jahren durchgesetzt. Offenbar bevorzugen die Konsumenten, ihr Leergut zurückgeben, ohne sich über ihr Trinkverhalten rechtfertigen zu müssen.

Diese Automaten stehen inzwischen fast ausnahmslos im Eingangsbereich, was eine strategisch bedeutsame Positionierung an einem der „teuersten“ Plätze des Marktes darstellt. Der Handel hat erkannt, dass der Kunde sein Leergut zunächst loswerden möchte, ehe er sich dem Einkauf zuwendet. Immerhin erhält er Pfand zurück, das er wieder einsetzen kann, und seine Einkaufstasche ist geleert. Auf der EuroShop wurden auch neue Trends in der Automation der Leergutrücknahme sichtbar, die zum einen der zunehmenden Digitalisierung am POS entsprechen und die zum anderen die Rücknahme-Geschwindigkeit drastisch erhöhen.

Laut einer neuen Studie des ECC Köln schätzen Kunden digitalen Mehrwert, sofern dieser einen Mehrwert bietet und keine bloße Spielerei darstellt. Und dem neuen Trendreport „Die Zukunft der POS-Kommunikation“ zufolge lautet einer der sieben internationalen Schlüsseltrends auf diesem Gebiet: „Digital Shift wird zum großen Innovationstreiber der POS-Kommunikation“. Diejenige Innovation, die der weltweite Marktführer bei Leergut-Rücknahmeautomaten Tomra auf der EuroShop 2014 präsentiert hat, verbindet beides: Den echten Mehrwert einer deutlich schnelleren Rücknahme mit der digitalisierten Darstellung auf einem Touch-Display, die die Bedienung (und die Wartung durch das Personal) zu einem Kinderspiel macht.

„Flow TechnologyTM“ macht ihrem Namen alle Ehre

Faster-Cleaner-Takes-all_smallErstmals stellte Tomra den neuen Automaten T-9 vor, der als Vorreiter einer neuen Generation von Rücknahmesystemen als erster mit der sogenannten „Flow TechnologyTM“ ausgestattet ist. Durch ein ringförmig angelegtes Erkennungssystem (360 Grad Erkennung) wird die Rücknahme-Geschwindigkeit deutlich erhöht. Dadurch bestimmt der Mensch und nicht mehr die Maschine die Eingabegeschwindigkeit. In Deutschland wurden bereits mehrere Dutzend dieser Systeme installiert. Dem Vernehmen nach gehören Rückstaus damit weitgehend der Vergangenheit an, auch am Samstagvormittag!

Gut möglich, dass in wenigen Jahren bereits die Mehrheit aller Rücknahmeautomaten diese Technik aufweist. Das Erkennungsverfahren funktioniert übrigens ganz ähnlich wie bei den oben erwähnten Kassensystemen, mittels Daten- und Formabgleich der im System registrierten Waren. Mit dieser Ringerkennung ist es erstmals auch möglich andere als nur zylindrische Verpackungen entgegenzunehmen, weil das Leergut nicht mehr gedreht werden muss (was auch den Reinigungsbedarf reduziert). Das kommt dem zunehmenden Trend entgegen, anlassbezogen Flaschen etwa in Bärchen- oder Kugelform anzufertigen. Darüber hinaus sind damit etwa auch Getränkekartons  rücknehmbar, die z.B. in Kanada tatsächlich bepfandet sind.

Tomra-drei-T-9-Fronten_smallDas Touch Display an den Rücknahme-Automaten der Zukunft bietet natürlich noch jede Menge weitere Optionen: Dort könnten Werbebotschaften erscheinen, Bilder und Filme zu Spendenaktionen und vieles weitere mehr. Aber da das Volumen des pfandpflichtigen Leerguts in Deutschland sehr hoch ist, sollen die Kunden nicht länger als nötig an den Automaten gebunden werden. Wie gesagt: sensible Bereiche…! Dem Erfindungsreichtum der Ingenieure sind kaum Grenzen gesetzt. Die Grenzen der Automatisierung beim Einkauf bestimmt somit letztlich der Kunde. Spielereien: Bitte nicht! Dagegen Mehrwert: Ja bitte! Und ein futuristisches Aussehen, das zum modernen Look and Feel des Markteingangs passt, gerne auch.

24. Februar 2014 von JoergBenner
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