Vernetzte und getrennte Welten

social-networks-2014-HeadDas Bilden von Netzwerken wird gewöhnlich hoch gelobt. Das war (gerade für Freiberufler) schon in Zeiten vor dem Social Media-Hype so. Dennoch zweifle ich den effektiven beruflichen Nutzen für die Arbeitsakquise an. Aber wie sieht die Realität in anderen Ländern aus? Mehrere Studien haben sich jüngst mit den aktuellen Trends von Netzwerken und beim Netzwerken weltweit beschäftigt.

Was die berufliche Nutzung von Netzwerken betrifft, berichtet Werben und Verkaufen online, „Deutsche Manager netzwerken am erfolgreichsten“. Laut einer Untersuchung des Festival of Media akquirieren deutsche Führungskräfte aus Werbung, Medien und Agenturen am häufigsten neue Aufträge dank ihrer Kontakte.

Die Befragten aus Deutschland beziffern den Anteil des so erzielten Neugeschäfts auf 25 bis 50 Prozent. In Spanien, Großbritannien oder den USA liege diese Rate lediglich zwischen zehn und 25 Prozent, schreibt Thomas Nötting weiter, in Frankreich sogar bei nur zehn Prozent. Die Veranstalter des Branchenevents  Festival of Media vom 6. bis 8. April 2014 in Rom haben insgesamt 200 Manager aus den fünf genannten Ländern plus Italien befragt.

social-networks-2014-statisticsMichael Kroker, Betreiber des Wiwo-Blogs „LOOK@IT“, fasste jüngst die wichtigsten Zahlen und Fakten zu sozialen Netzwerken Stand Ende 2013 zusammen. Demnach liegt die Zahl aller Social Media-Konten inzwischen bei gut 80 Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Er beruft sich auf eine Untersuchung von Adobe zu den Daten der 21 größten Social Media-Plattformen. Natürlich sind darin auch Netzwerke enthalten, die nicht aus den USA stammen, und die in Europa oder Deutschland weniger bekannt sind.

So wird hervorgehoben, dass drei der zehn größten Netzwerke weltweit aus China stammen, mit Qzone auf Platz 3, Sina Weibo auf Platz 5 und Renren auf Platz 9. In China, ebenso wie Indien, das bis 2017 vermutlich die stärkste Facebook-Nutzernation wird, bestehen noch immer immense Wachstumspotenziale, wenngleich es sich um gänzlich andere Nutzungsbedingungen handelt. Zwar nimmt auch in China die mobile Nutzung extrem zu, doch aufgrund der Überwachung der chinesischen Regierung spricht z.B. der chinesische Journalist und politische Blogger Michael Anti aka Jing Zhao in einem Vortrag auf Youtube von zwei Internets, dem allgemein bekannten und dem „Chinanet“ (Illustration aus diesem Video).

Michael-Anti_Microblogs-VergleichEs gibt den Zwang zur Klarnamen-Registrierung, „Wortblocker“, die die Benennung einzelner Themen unmöglich macht, und zahlreiche Maßnahmen zur Einschüchterung, wie die „Five Strikes and Out Rule“, wonach ein Konto nach fünf Verstößen blockiert wird. Öffentlichkeitswirksame Festnahmen politischer Aktivisten (alleine mehrere hundert Weibo-Blogger im Sommer 2013) haben zuletzt die Nutzerzahlen von Weibo (vergleichbar Twitter) deutlich sinken lassen. Chinesen leben in einem anderen Staat, aber auch in einem anderen Netz. Das kann man mittlerweile auch von den Türken sagen, wo jüngst Regierungschef Erdogan Twitter und Youtube sperren ließ.

Unter den Top 10 der international meistgenutzten Netzwerke befindet sich aber auch der russische Facebook-Rivale VKontakte. Und innerhalb Deutschlands hat Meedia.de für den Februar 2014 unter Berufung auf Comscore via Statista festgestellt, dass hierzulande sogar zwei russischsprachige Netzwerke unter den zehn meistgenutzten liegen: odnoklassniki.ru auf Rang 4 und VKontakte, das sich selbst als größtes europäisches Soziales Netzwerk bezeichnet, auf Rang 7. Das deutschsprachige www.xing.com muss sich mit dem 10. Platz begnügen.

  • Gibt es so viele russischsprachige Menschen in Deutschland?
  • Hast Du eine andere Erklärung dafür?
  • Glaubst Du, es wird künftig weltumspannende Plattformen geben?
  • Und was hältst Du von den beruflichen Möglichkeiten der Social Media-Nutzung?

Ich freue mich auf eure Kommentare!

09. April 2014 von JoergBenner
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