Fairplay im Alltag 26-2016 – Reden hilft
Ausgerechnet mit Verhaltenstherapie beschäftigte sich jüngst ein Beitrag im Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers. Wieso dann „Reden hilft“ als Titel? Und was hat das mit Fairplay zu tun? Eins nach dem anderen.
Auch bei der Verhaltenstherapie als einem Gebiet der Psychotherapie geht es darum erlernte Verhaltensweisen zu hinterfragen und ggf. neu zu erlernen. Um die Ursachen einer möglicherweise störenden Verhaltensweise zu erkennen, reden Patienten und Therapeuten miteinander. Dabei gibt es viele verschiedene Ansätze.
Meist wird das Denkverhalten hinter einem raumgreifenden Verhalten untersucht, sowie die dahinter liegenden Gefühle betrachtet. Diese Gedanken und Gefühle wären zuerst wahrzunehmen, bevor sie bewertet würden. Ganz ähnliches geschieht beim Streitschlichtungsverfahren im Ultimate Frisbee. Das so genannte DENKEN-Verfahren sieht sechs Schritte gemäß den Buchstaben des Wortes „Denken“ vor:
Zuerst Durchatmen, dann Erklären, was ich gesehen habe, anschließend beim Gegenüber Nachfragen, was er denn wahrgenommen hat. Schließlich können beide noch einen Dritten Kontaktieren und ihn nach seiner Sichtweise fragen, daraufhin Ermitteln, was gesagt wurde, und zuletzt Nachricht geben, wie es gemäß dem Regelwerk dann nach einer Unterbrechung weitergeht.
Das alles soll im Sportspiel Ultimate innerhalb einer halben Minute abgeschlossen werden, damit es miteinander weitergeht. Grundlage dafür, dass das funktioniert, sind die fünf Grundsätze der Fairplay-Konzeption, genannt Spirit of the Game. Einer davon lautet „Körperkontakt vermeiden“, was ich auch als eine räumliche Wahrnehmung auffasse, wer um mich herum im Raum ist, und wie ich mich ihnen gegenüber verhalte.
Ein anderer Grundsatz lautet „Fair eingestellt sein“, das bedeutet die Sichtweise des anderen wenigstens in Betracht zu ziehen. Beides sind auch gute Voraussetzungen für eine gelingende Verhaltenstherapie. Ein klassischer Trick dabei ist, einen Vertrag darüber abzuschließen, welche Handlungen ein Patient ausführen sollte. Das Tolle an der Fairplay-Konzeption im Ultimate ist, dass es sich dabei ebenfalls um einen Vertrag auf Gegenseitigkeit handelt.
Am Ende des Beitrags wird ein Proband zitiert, der sagt, Reden allein können schon helfen. Dabei bekomme man eine andere Sichtweise und es gerate etwas in Fluss. Das sind für mich auch Grundlagen des Fairplays.
Das Konzept des „Spirit of the Game“ beim Teamsport Ultimate Frisbee betont fünf Hauptpunkte für das eigenverantwortliche Regulieren strittiger Situationen: Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel. Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.