Fairplay im Alltag 1-2017 – Kampf mit dem Drachen

ksta_drachen-respekt_03-01-17aAnlässlich des 125-jährigen Geburtstages von John Ronald Reuel Tolkien am 3. Januar 2017 würdigt Christian Bos im Kölner Stadt-Anzeiger die literarische Leistung des epochalen Autors. Dabei wird vor allem das Bild des Drachen in den Mittelpunkt gerückt. Dieses Fabeltier hat auch heute noch eine große Präsenz und Relevanz in unserem Denken.

Zunächst zur Person des Autors: J.R.R. Tolkien wurde am 3. Januar 1892 in Südafrika geboren und zog nach dem Tod des Vaters in die Nähe von Birmingham nach England um. Seine Mutter brachte ihm noch vor ihrem frühen Tod im Jahr 1904 mehrere Fremdsprachen bei. Tolkien entwickelte schon als Jugendlicher die Sprachen Elbisch, Zwergisch und Orkisch. Später wurde er Professor für englische Sprache und dichtete nebenbei – entgegen der herrschenden Auffassung „Fantasy-Literatur“. Vielmehr kann er als Mitbegründer dieses Genres gelten.

ksta_drachen-respekt_03-01-17bIn der durch Peter Jackson verfilmten Geschichte „Der Hobbit oder Hin und Zurück“ kommt der schatzhütende Drache Smaug vor. Christian Bos berichtet von einem Vortrag des Autors „Die Ungeheuer und ihre Kritiker“, worin Tolkien die Bedeutung von Ungeheuern betont, auch wenn es reell keine Drachen gegeben hat. Der mythologische Drache hat archaische Symbolkraft und steht für Urmächte und Naturgewalten, für Chaos, Finsternis, aber auch für das Böse oder einen psychologischen Bann.

In der Besprechung Tolkiens in der Zeitung heißt es, dass es Tolkien gelang, „die Schrecken des 20. Jahrhunderts in die Bildsprache des Mittelalters“ zu fassen. Zitiert wird der heute 92-jährige dritte Sohn Christopher Tolkien, der als Nachlassverwalter seines Vaters Werks fungiert, wonach dieser

„wunderbare Welten erschaffen [habe], moralische Landschaften, in denen Wille und Schicksal, Gier und Selbstlosigkeit noch in jedem Grashalm miteinander zu ringen scheinen.“

ksta_drachen-respekt_03-01-17cChristian Bos schreibt, dass „der wahre Schatz“ im „Erlebnis dieser Wanderung“ liege, dies jedoch vor allem für die Leserin und den Leser. Der Kampf mit dem Drachen ist insofern nicht nur ein Motiv aus der Mythologie: im Babylonischen Sonnengott Marduk gegen Tiamat, im Altgriechischen Zeus gegen Typhon oder auch drachenbezwingende Heilige in der katholischen Kirche wie Gregor und Margarete.

Er dient vielmehr als Projektion des Grundgefühls einer Gefährdung, der archetypischen Angst vor dem Einruch des Chaos’, der Leere oder der Dunkelheit in unsere Welt. Das Unbekannte, was sich vor allem in Umbruchsituationen andeutet, ist oft mit einer Angst wie vor einem alles vernichtenden Drachen verbunden. In der Psychologie wird der Drachenkampf auch als Auseinandersetzung zwischen dem Ichbewusstsein und dem Unbewussten interpretiert.

Die beiden Gegensatzpaare, die im Zitat oben Christopher Tolkien zugesprochen werden, treffen die alltäglichen Herausforderungen aus meiner Sicht ganz gut. Inwieweit kann ich mich mit dem „schicksalhaft“ für mich sich abzeichnenden Lebensweg abfinden oder inwieweit werde ich von einem starken „Willen nach mehr“ zerfressen? Noch besser trifft es das Gegensatzpaar „Gier und Selbstlosigkeit“. Kann ich verzichten? Etwa auch zugunsten eines anderen? Kann ich gönnen?

SOTG_Be-Fair-MindedIm Teamsport Ultimate Frisbee üben die Spielenden, ohne externe Schiedsrichter miteinander auszukommen und strittige Situationen (nach festgelegten Vereinbarungen) miteinander zu schlichten. Auch dabei muss ich immer wieder den in mir schlummernden Drachen bekämpfen.

Eine Grundregel dabei könnte sogar lauten: „Lieber verliere ich fair, als dass ich unfair gewinne!“ Dies ist eine im praktischen Spielsport angewandte Form der Selbstlosigkeit, die es erfordert – um in die Märchensprache einzutauchen – dass ich jederzeit ein scharfes Schwert des Denkens führe und einen gut gepflegten Schild der Objektivität und Gelassenheit bei mir trage.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

06. Januar 2017 von JoergBenner
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