Fairplay im Alltag 14-2017 – Vertrauensvorschuss

In der Tageszeitung meines Vertrauens wurde in einem Magazin-Beitrag der Nachfahre von Adolph Freiherr von Knigge, Moritz, vorgestellt. Er ist der Lebensaufgabe höflicher Umgangsformen seines Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert treu geblieben. Er geht davon aus, dass sich rund 90 Prozent der Menschen mehr Höflichkeit wünschen. Dazu sollten sie sich an die eigene Nase fassen.

Hier kommt der alte Spruch zur Geltung, wonach du keinem anderen zufügen solltest, was du dir auch für dich nicht wünschst. Sehr interessant finde ich jedoch den Aspekt der Vorleistung, den Marie-Anne Schlolaut im Kölner Stadt-Anzeiger zitiert:

„Die Ur-Idee der Wertschätzung ist, dass man in Vorleistung tritt und nicht etwa denkt, das Umfeld ist mir nicht genug, weil ich das Maß aller Dinge bin.“

Die Idee des Autors und Vortragsredners: Man dürfe nicht erwaten, dass andere den eigenen Vorstellungen entsprechen, sondern müsse flexibel agieren, auch wenn erwartete Verhaltensweisen ausbleiben. Zudem rät er davon ab, sich bei Unmutsäußerungen, Aggression oder Abneigung persönlich angegriffen zu fühlen:

„Wir müssen uns klar machen, dass längst nicht alles mit uns zu tun hat. So lange ich in dieser Opferrolle verharre, kann ich nichts bewirken.“

Seine Grundhaltung bzw. Grundforderung lautet Gelassenheit:

„Die Basis für guten Umgang miteinander ist Gelassenheit. Also nachdenken, bevor man handelt und redet.“

Alle drei Punkte: Vertrauensvorschuss, Abstraktion von mir selbst und Gelassenheit, spielen auch eine wichtige Rolle im Schiedssystem des Teamsports Ultimate Frisbee. Es gibt keine externen Schiedsrichtenden, strittige Situationen werden selbst reguliert. Dabei stellt der erste Paragraf der Regeln einen Ehrenkodex dar, benannt „Spirit of the Game“.

Dies besagt kurz gefasst, dass ich in einer strittigen Situation mit einem Vertrauensvorschuss des Respekts und der Wertschätzung auf meine Gegenspielenden eingehe. Ich nehme z.B. ein Foulcall nicht persönlich und atme erst einmal durch, bevor ich mich dazu äußere. Dazu besteht übrigens ein sechsstufiges Streitschlichtungs-Verfahren, das in diesem Teamsport ebenfalls eingeübt wird.

In meinem Seminar zum Fairplay unter dem Titel „Eine Frage der Perspektive“ bringe ich dazu drei weitere Grundlagen für ein möglichst entspanntes Regulieren zur Geltung:

  1. Andere haben wirklich andere Wirklichkeiten.
  2. Beschreibe nur aus deiner Sicht, was du wahrgenommen hast und wie du es bewertest.
  3. Erkenne verschiedene Aspekte von Aussagen – und bleibe möglichst beim sachlichen.

Insgesamt setzt sich die Fairplay-Regelung im Ultimate gemäß Paragraf 1 aus fünf Hauptpunkten zusammen: Regelkenntnis, Empathie, respektvoller Umgang miteinander, das Vermeiden körperlicher Gewalt und eine positive Grundhaltung. Zu jedem dieser Aspekte biete ich eine eigenen Fairplay-Workshops an. Bei Interesse daran oder an Vorträgen kontaktieren Sie mich bitte.

12. April 2017 von JoergBenner
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