Fairplay im Alltag 15-2017 – Betrugsbereitschaft

„Gelegenheit macht Diebe“ lautet ein Sprichwort, das die Bereitschaft für Fehlverhalten beschreibt. Tatsächlich scheint die Anfälligkeit für betrügerisches Verhalten abhängig von Lebensumständen zu sein. Dies legt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young nahe, die eine wachsende Bereitschaft zur Korruption in deutschen Unternehmen konstatiert.

Fast ein Viertel der deutschen Manger (23 Prozent) findet es demnach in Ordnung, zu unlauteren Mitteln zu greifen, wenn es darum geht, die eigene Karriere zu beschleunigen oder sich andere Vorteile wie etwa Boni zu verschaffen. Für die zweijährlich durchgeführte Studie wurden Manager aus 4100 Unternehmen in 41 Ländern befragt, darunter 100 aus Deutschland.

Stefan Heißner, Leiter des Bereichs Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young, berichtet, dass das Alter der Manager dabei offensichtlich eine Rolle spielt:

„Früher war der typische Wirtschaftskriminelle männlich und 40 Jahre alt, heute geht die Gefahr vor allem von der Generation Y, also den 25- bis 34-Jährigen, aus.“

In der Frankfurter Neuen Presse wird er sogar mit dem Satz zitert: „Die Generation Y ist gefährlich.“ Obwohl heutige junge Berufseinsteiger viel intensiver in Bezug auf Regelkonformität (engl.: compliance) geschult werden, ist ihr Unrechtsbewusstsein deutlich schwächer ausgeprägt. Um ihrem Unternehmen über eine Krise hinwegzuhelfen halten 73 Prozent der Jüngeren Lug und Trug für gerechtfertigt. Über alle Altersgruppen hinweg sind es immer noch 59 Prozent.

Auch gab die Hälfte der Manager in Deutschland (52 Prozent) an, in ihrem Berufsleben bereits mit Verfehlungen konfrontiert worden zu sein. 43 Prozent der deutschen Manager halten unlauteres Geschäftsgebaren hierzulande sogar für weit verbreitet. Allerdings handelt es sich dabei nur um einen Wahrnehmungswert, der nach zuletzt 26 Prozent nun wieder deutlich zugelegt hat. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young glauben jedoch nicht, dass die Korruption in Deutschland tatsächlich zugenommen hat.

Die wichtige Frage ist, warum junge Manger (die vermutlich noch länger den Ton in der Wirtschaft angeben) eine noch höhere Betrugsbereitschaft haben. Stefan Heißner vermutet, dass Compliance-Erklärungen vor allem juristisch geprägt sind und keine (zwischen-)menschliche Relevanz haben. Er plädiert für eine Unternehmenskultur, die klare Ethikstandards und „Integritätssysteme“ beinhaltet.

Eine zentrale Frage für mich ist, warum vermeide ich Unrecht? Dazu bringe ich in einem Fairplay-Workshop die Geschichte des unsichtbar machenden „Rings des Gyges“ an. In Platons Dialog Politeia argumentiert Glaukon, dass alle Menschen Unrecht täten, wenn sie den Ring trügen. Das gilt vermutlich für alle Menschen, die nur die Angst vor der Strafe davon abhält Unrecht zu begehen. Für diese gilt auch der Spruch „Gelegenheit macht Diebe“.

Wenn ich jedoch aus Überzeugung handle und auch unter widrigen Umständen an dieser Überzeugung festhalte (z.B. bei Korruption, Vorteilsnahme oder Drohungen), dann erst ist mein Wertegerüst stabil. Ich spreche hier gerne von Integrität. Übrigens stellt der Teamsport Ultimate Frisbee eine sehr gute Übung dar, Regelkonformität ohne externe Schiedsrichtende einzuüben.

Insgesamt setzt sich die Fairplay-Regelung im Ultimate gemäß Paragraf 1 aus fünf Hauptpunkten zusammen: Regelkenntnis, Empathie, respektvoller Umgang miteinander, das Vermeiden körperlicher Gewalt und eine positive Grundhaltung. Zu jedem dieser Aspekte biete ich eine eigenen Fairplay-Workshops an. Bei Interesse daran oder an Vorträgen kontaktieren Sie mich bitte.

14. April 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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