Vertrauen als Schlüssel zum Erfolg

Naked Leadership als Modell zeitgemäßer Führungsarbeit auf Vertrauensbasis

Das Management (nicht nur) in Deutschland steckt in einer Vertrauenskrise. Unfähige Chefs und in der Folge innerlich gekündigte Mitarbeitende dominieren weite Teile der Wirtschaft. Darüber hat Stephan Rathgeber, Director Marketing, Corporate Communications & Digitalbei der ManpowerGroup, auf spielraum.xing.com geschrieben, in einer gekürzten Version seines Vortrags auf der Ted Talk in Frankfurt. Er schlägt als Gegenentwurf das Prinzip der „Naked Leadership“ vor, die er als Führung durch Vertrauen charakterisiert.

Laut Gallup Engagement Index 2016 machen 70 Prozent der Beschäftigten nur noch Dienst nach Vorschrift. Die Studie behauptet in der Überschrift: “Schlechte Chefs kosten deutsche Volkswirtschaft bis zu 105 Milliarden Euro jährlich.” Die Vorwürfe an die Chefetage lauten: mangelnde Transparenz, fehlende Teamfähigkeit, wenig Empathie. Der ManpowerGroup-Studie Millennials im Karriere-Marathon” zufolge wollen daher nur 13 Prozent der jetzt Anfang 20 bis Mitte 30-Jährigen in Deutschland in ihrem Berufsleben Führungsverantwortung übernehmen. Das ist einer der niedrigsten Werte weltweit.

Stephan Ratgeber führt die veränderten Rahmenbedingungen auf, denen viele Managerinnen und Manager offenbar nicht gewachsen sind: Gestiegene Kundenansprüche infolge stärkerer Konkurrenz und Transparenz, das Erfordernis angesichts disruptiver Märkte vor allem durch die Digitalisierung schneller zu reagieren, Verunsicherung in Hinblick auf verlässliche Daten, deren Menge exponentiell steigt und deren quantitative Auswertung  nicht immer qualitativ aussagekräftig ist, und nicht zuletzt gestiegene Ansprüche der Mitarbeitenden aus verschiedenen Generationen mit höchst unterschiedlichen Hintergründen.

Integrität, Empathie und regelmäßiger Austausch

Als Kernelemente der Naked Leadership führt er Prinzipien und Werkzeuge auf, die individuell kombiniert zu mehr Vertrauen in und Erfolg von Führung beitragen sollen. Seine Punkte lauten Integrität, Sorgsamkeit, Motivation, Fehlerkultur und Wir-Gefühl. Unter Integrität fasst er die Punkte Transparenz und Ehrlichkeit, eine Kultur der Beteiligung und Verlässlichkeit, zusammengefasst auch unter dem Begriff des Vorlebens, „Practice what you preach“, hier genannt Walk-the-talk”.

Für seine Mitarbeitenden „in Sorge zu sein“ bedeutet auf ihre Bedürfnisse als Menschen zu achten und sie zu berücksichtigen. Dies erfordert Zuhören, Empathie und auf ihre Wünsche einzugehen, auch hinsichtlich ihrer persönlichen Entwicklung. Dabei müssen die Führungspersönlichkeiten weder perfekt noch allwissend sein, jedoch dazu in der Lage, die Relevanz des Fachwissens von Mitarbeitenden anzuerkennen. Dies ist auch ein Teil der Forderung nach Motivation. Dazu dient ein Umgang auf Augenhöhe und die Fähigkeit anstelle eines Zwangs zu den Wunsch nach einer starken Leistung zu setzen. Gelungene Motivation ersetzt strikte Vorschriften, Überwachungen und Drohungen.

Fehlerkultur erfordert im Weiteren die Möglichkeit offen über Fehlschläge zu sprechen, ohne Schuldzuweisungen, vielmehr mit Lernerfolgen, die zudem auch das Gruppenvertrauen stärken. Regelmäßige Besprechungen auch zu neuen Ideen dienen ebenso dem Austausch und dem Zusammenhalt. Entsprechende kurze oder längere Besprechungen können täglich, wöchentlich, monatlich und quartalsweise einberaumt werden (mit jeweils anderen Inhalten). Dies dient gleichermaßen der Transparenz, der Identifikation und der Motivation.

Der Autor schließt: „Mit diesem Konzept ist Führung der beste Job der Welt, weil er es erlaubt, viel Neues zu auszuprobieren, zu gestalten und im Endeffekt einen klaren Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen – durch und mit einem tollen Team.“

Analogie zu Flying Disc Empowerment

Persönlich finde ich in meinem Ansatz des Flying Disc Empowerments einige dieser Punkte wieder. Seit seiner Entstehung vor 50 Jahren wird der Teamsport Ultimate Frisbee ohne externe Schiedsrichtende ausgeübt. Die wichtigsten Punkte der Fairplay-Konzeption, festgehalten im Regelparagrafen 1 unter dem Stichwort „Spirit of the Game“, lauten: Regelkenntnis, Empathie, Respekt, das Vermeiden von Fouls und eine positive, freudvolle Grundhaltung. Dies gilt als Bedingung für das effektive und einvernehmliche Behandeln strittiger Situationen, um das dazu vorgesehene Verfahren einzuhalten.

Viele Parallelitäten finden sich zwischen der Praxis der Selbstregulierung im Teamsport und einer „Nackten Führungsarbeit“. Vertrauen ist zentral für beides. Ohne einen Vertrauensvorschuss, sich auf dieselben Grundregeln zu beziehen und im Sinne der gemeinsamen Sache zu agieren, funktioniert weder die berufliche Zusammenarbeit noch der sportliche Wettbewerb gegeneinander.

Als Vorübung zur beruflichen Zusammenarbeit fördert der Spirit of the Game im Ultimate die Integrität (sich auch ohne externe Schiedsrichtende an die Regeln zu halten), sowie durch das eigenverantwortliche Verhandeln strittiger Situationen den regelmäßigen Austausch: Zuhören, Empathie, Berücksichtigen des Standpunktes anderer, Ehrlichkeit und Respekt. Sich zu begegnen auf Augenhöhe ist die Voraussetzung dafür sich unbefangen zu äußern, am besten auch ohne das Zuweisen von Schuld.

In der Transparenz der Situation (etwa nach einem behaupteten Foul), bei der zwei Sichtweisen übereinstimmend oder widersprechend sein können, befinden wir uns ebenso in einem quasi „nackten“ Zustand und üben dabei spielerisch Führungsqualitäten ein. Bei Interesse an Fairplay-Workshops, Incentives oder Vorträgen kontaktieren Sie mich bitte.

01. September 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schreibe einen Kommentar

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