Wo bitte geht’s nach New Work?

Das Handelsblatt veröffentlicht vorab Ergebnisse einer Sipgate-Studie zum Arbeitsplatz der Zukunft

Der Arbeitsplatz der Zukunft scheint noch in weite Ferne gerückt. Kein Wunder, da sich mit der Zeit ja auch die Zukunft stets weiter entfernt.

Im Handelsblatt berichtet Carina Kontio vorab über eine Umfrage zum „Arbeitsplatz der Zukunft“, die das Unternehmen Sipgate zusammen mit dem Umfrageinstitut IDG Research Services in der Digitalbranche durchgeführt hat. Die kompletten Studienergebnisse werden im September auf der Messe „Zukunft Personal“ in Köln bekanntgegeben.

Sie beginnt ihre Betrachtungen mit einem launigen Zitat von Joachim Radkau, der jüngst sein Buch „Geschichte der Zukunft: Prognosen, Visionen, Irrungen in Deutschland von 1945 bis heute“, bei Hanser veröffentlicht hat:

„Die Debatte über die Zukunft der Arbeit ist nicht so neu, wie aus Unkenntnis der Geschichte heraus manchmal behauptet wird.“

Zugleich ist eine Binsenweisheit, dass sich die Zukunft kontinuierlich verschiebt und der „Arbeitsplatz der Zukunft“ ein ebenso unrealistisches Ziel darstellt wie der Begriff New Work, zu dem Carsten C. Schermuly zitiert wird, Psychologe und Leiter des Studiengangs Internationale BWL in Berlin:

„New Work ist ein Trendthema und gleichzeitig ein unübersichtliches Sammelsurium verschiedener Maßnahmen und Prinzipien. Häufig werden sie ziellos und mit heftigen Nebenwirkungen in Organisationen eingeführt.“

Gleichzeitig ist von Belang, dass die Befragung von 444 Mitarbeitenden sowie mehr als 1.000 Managerinnen und Managern in der Digitalbranche stattgefunden hat. Denn diese ist als Vorreiterin für flexible Arbeitsmodelle bekannt, unter anderem bestimmt durch neu entwickelte, von Agilität beeinflusste Unternehmensstrategien. Gerade Agilität (in Folge des Agilen Manifests) setzt jedoch eine durchgängige Unternehmenskultur und ein gemeinsames Mind-Set voraus, wie der Engagement Manager bei Bloom Partners Maximilian Hinz auf absatzwirtschaft.de ausführt.

Erste Ergebnisse der Sipgate-Umfrage

Zurück zur Umfrage: Demnach haben sich gut 85 Prozent der befragten Unternehmen bereits mit Fragen zum Arbeitsplatz der Zukunft beschäftigt. Jedes vierte sieht seine Entwicklung zum Arbeitsplatz der Zukunft als schon relativ weit fortgeschritten. Mitarbeitende und Unternehmen sind sich darüber einig, dass es dabei vor allem um Themen wie Mobilität und Technologie, neue Arbeitszeitmodelle und verstärkte Nutzung technischer Möglichkeiten geht.

Knapp zwei Drittel der befragten Managerinnen und Manager haben eine dedizierte Strategie für neue Arbeits- und Mobilitätskonzepte entwickelt. Ziele sind vor allem Flexibilität, Agilität und Produktivität sowie die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit. In einem Interview im Blog des schweizerischen Tagesanzeiger bestätigt Unternehmensberater Christoph Clases diesen Eindruck:

„Viele interpretieren Agilität einseitig als Synonym für mehr Tempo. Ich habe kürzlich eine qualitative Befragung in 20 Unternehmen durchgeführt, die klar gezeigt hat, dass die Manager primär versuchen, an der Effizienzschraube zu drehen und so in den bisherigen Strukturen raschere Entscheidungen herbeizuführen.“

Wenn es jedoch um die Einschätzungen der Mitarbeitenden geht, so bewerten fast acht von zehn Befragten (79 Prozent) ihren derzeitigen Arbeitsplatz als „noch weit entfernt vom“ beziehungsweise „nur ansatzweise so“, wie sie sich den Arbeitsplatz der Zukunft vorstellen. Während 60 Prozent der Frauen sich vor allem die Möglichkeit wünscht, vom Home-Office aus zu arbeiten, ist für Männer der standortunabhängige Datenzugriff der wichtigste Aspekt.

Kulturwandel aktiv betreiben

Geschlechter übergreifend ist für rund 62 Prozent der befragten Mitarbeitenden die Veränderung der Unternehmenskultur ein wichtiger Bestandteil von „New Work“. Neben dem Verhalten der Mitarbeiter stellt auch gemäß der aktuellen McKinsey-Studie „Culture for a digital age“ die Firmenkultur die größte Hürde in der digitalen Transformation dar. Christiane Pütter berichtet auf cio.de, dass in diesem Zusammenhang auch das Aufbrechen von Silos und die Einführung einer positiven Fehlerkultur zu betrachten seien.

Ein Kulturwandel gehe stets langsamer und komplexer vor sich als ein technologischer Change. Daher sei es umso wichtiger, diesen aktiv zu betreiben. Ein externer Coach für agile Methoden könne helfen, kulturelle Aspekte bewusst anzugehen, statt zu erwarten, dass sie sich automatisch veränderten. Entsprechend fasst auch Carina Kontio im Handelsblatt zusammen:

„War es während der Industrialisierung so, dass die Arbeit aus dem Haushalt in die Fabrik abwanderte, klopft sie heute wieder heftig an der Haustür. Wird sie hineingelassen, dann produziert sie nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen.“

Eine dieser Herausforderungen ergibt sich aus dem ernüchternden Wert von nur einem Drittel der Unternehmen (31 Prozent), das seine Arbeitnehmenden regelmäßig über den Prozess der Transformation informiert. Wenn das Einbeziehen der Mitarbeitenden ausschlaggebend für den Erfolg des Wandels ist, dann kann die Transformation zum Arbeitsplatz der Zukunft offenbar nicht flächendeckend gelingen.

Darüber hinaus verbreitet die Vorstellung vom Arbeitsplatz der Zukunft auch Angst. Unternehmen und Mitarbeitende sehen beide die permanente Verfügbarkeit als Erwartungshaltung der Kunden als größte Gefahr. Das haben 38 Prozent der Unternehmen und 58 Prozent der Mitarbeitenden angegeben. Daneben wird auch das Risiko der größeren Abhängigkeit von IT und Internetverbindung befürchtet.

Sipgate betrachtet die Studie als Wegweiser, wohin der Trend geht, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht und welche technischen und kulturellen Lösungen für einen Arbeitsplatz der Zukunft nötig sind. Das Unternehmen hat die Studie zusammen mit zahlreichen Partnern entwickelt, unter anderem ASG, Avaya, IBM, Ivanti Workday, Freudenberg IT, Kyocera, Kronos, Swyx und United Planet.

30. August 2017 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Soziales Netzwerken, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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