Wünsch dir Glück!

Bekannt ist der Aphorismus, dass bei Wünschen Vorsicht geboten ist, da diese in Erfüllung gehen könnten. Unklar erscheint jedoch der Zusammenhang von Wünschen mit dem Glück. Besteht Glück in ihrer Abwesenheit („wunschlos glücklich“) oder in ihrer bevorstehenden oder erfolgten Erfüllung?  Vom österreichischen Schauspieler Attila Hörbiger ist das Bonmot überliefert:

„Kein Mensch kann wunschlos glücklich sein, denn das Glück besteht gerade im Wünschen.“

Wenn in Märchen oder in Witzen ein übernatürliches Wesen einem Menschen drei Wünsche eröffnet, kommt das so gut wie nie zu einem guten Ende. Das bedeutet: Innerste Wünsche können gewöhnlich nicht von außen erfüllt werden, sondern nur, indem ich mich selbst daran mache sie zu verwirklichen.

Dies ist vor allem zum Jahresbeginn immer ein Thema, wenn es um gute Vorsätze geht und um die Wahrscheinlichkeit, sie einzuhalten. Der Stuttgarter Motivationscoach Daniel Holzinger empfiehlt einen „gesunden Wunsch“. Sandra Andersen zitiert ihn in den Stuttgarter Nachrichten („Mit dieser Erfolgsformel gelingen die guten Vorsätze“):

„Es ist ungesund etwas von sich zu fordern und sich zu etwas zu zwingen. Viel besser ist es, wenn man sich etwas von sich wünscht.“

Entscheidend ist demnach die intrinsische Motivation, das heißt ein Wunsch, der „aus dem Inneren kommt“, verbunden mit der Überzeugung, dass ich das zu meinem eigenen Wohlergehen anstrebe. Kritisch ist dann jedoch die erste Schwächephase etwa nach vier bis sechs Wochen, wenn der innere Schweinehund rebelliert und darauf drängt, alte (vermeintlich schlechte) Gewohnheiten wieder aufzunehmen.

Den Kreislauf könne man nur „mit tiefer Entschlossenheit und dem Wunsch nach mehr“ durchbrechen. Diese Entschlossenheit müsse sich etwa darin zeigen, wenn eine Änderung des eigenen Lebensstils auf Kritik im Freundeskreis stößt, im schlimmsten Fall zu sozialer Ächtung führt. Dann zeige sich, ob der Wunsch bloß Silvesterlaune und Lippenbekenntnis war.

Der Berliner Philosoph Wilhelm Schmid warnt im NDR online vor zu großen Versprechungen und meint sogar: „Vorsicht vor dem Glück!“:

„Ständig nach Glück zu fragen, hält Menschen nur vom Wesentlichen ab, nämlich sich um ein sinnerfülltes Leben zu bemühen, soweit es möglich ist, und das Leben mit Erfahrungen zu füllen, glücklichen und unglücklichen.“

Das Leben könne keine unablässige Glücksveranstaltung sein, vielmehr würden wachsende Ansprüche an das Glück und das Wohlergehen nur die Fallhöhe für Abstürze anheben. Das „Wohlfühlglück“ lebe ebenso wie Zufriedenheit von Kontrasterfahrungen. Weiterentwicklung und Neuerung entstünden fast immer aus Unzufriedenheit. Ebenso verhalte es sich mit dem „gelingenden Leben“ – Versuche und Irrtümer, Umwege und Abwege gehörten ebenso dazu.  Auch Unglücklichsein gelte es bei sich wie bei anderen zu akzeptieren.

Zum neuen Jahr sind gute Vorsätze also durchaus angebracht. In Anbetracht des Eingeständnisses, dass auch Unglücklichsein dazu gehört, erscheint es aber vielleicht noch sinnvoller, sich zum neuen Jahr einfach Glück zu wünschen. Alleine dieser Wunsch vermittelt schon ein Stückchen Glück, wie Attila Hörbiger meinte: Das Glück besteht gerade im Wünschen.

12. Januar 2018 von JoergBenner
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