Soziale Netzwerke verspielen ihr Renomee
Durch das Abschotten gegenüber offenen App-Entwicklungen verspielen einige Sozialen Netzwerke das Renomme bei ihren Nutzern. Das hat Claus Hesseling zuerst in seinem Blog und dann bei juiced.de geschrieben. Als Beispiele führt er Twitter an, das die api-Schnittstelle zur Nutzung von anwenderfreundlichen Apps immer mehr geschlossen habe und Facebook, das seine Nutzer verärgert, unter anderem durch seine „miesen Privatsphäreeinstellungen“.
Das Ziel ist in beiden Fällen das Generieren von Werbeeinnahmen. „Twitter will alle Nutzer auf seine Webseite oder in die offizielle App zwingen“, schreibt er richtig und führt weiter aus: „Wäre das Twitter-Ökosystem ein echtes Ökosystem, würden längst BUND, Nabu und Greenpeace für den Fortbestand kämpfen.“ Allerdings habe der Kurznachrichtendienst kein natürliches Monopol: „Wenn ein Wettbewerber die sich öffnende Nische besetzt, könnte es schnell eng werden für Twitter.“ Jedoch müsste ein großer Hype diesen Konkurrenten beflügeln. Andernfalls fehlt die kritische Masse, sodass „dort schnell Diskussionen in Gang kommen und sich somit ein Wechsel für andere lohnt“.
Etwas anders sieht es bei Facebook aus, wo es mit Google+ durchaus einen potenziellen Konkurrenten gibt, der interessante Service anbietet, wie die zur Ogrnaisation sinnvollen „Kreise“ und die „Hangouts“, Skype-Videogespräche mit mehreren Teilnehmern, die sich ins Netz streamen und auf YouTube veröffentlichen lassen. Jedoch bemängelt er, dass es eine echte API auch für Google+ nicht gebe: „Keine Clients von Drittanbietern. Kein Ökosystem. Statt einen Urwald möglich zu machen, wurde hier gleich die Monokultur gepflanzt.“
Die großen Netzwerke, schlussfolgert er, hätten zwar zunächst etwas Neues geschaffen, angetrieben durch steigenden Erfolgshunger jedoch „das offene Netz durch viele mehr oder weniger hermetisch abgeschlossene Räume ersetzt“. Diese „Monokulturen“ ermöglichten nicht einmal „einen Austausch an Blütenpollen“. Er zeichnet das Bild von Bienen, denen das Recht auf einen Zugang zu den Pflanzen verwehrt werde, wenngleich nur sie für das wachsen und Gedeihen des Feldes verantwortlich sein können.
Er verweist auf den Artikel von Anil Dash: „The Web we Lost“ und schließt: „Die Offenheit und Kreativität des Netzes ist dahin. Heute regieren Abschottung und Einschränkung das Netz. API-Schranken, Bezahlschranken, Nutzungs-Schranken.“ Eine gute Alternative sieht er darin, „lange vernachlässigte Blogs wieder mit Leben zu füllen“ Seine Hoffnung: „Vielleicht ist das offene Netz noch nicht tot. Vielleicht ist dies erst der Anfang von etwas Neuem.“