Wertediskrepanz zwischen Politikern und Wählern

yougov-LogoDen politischen Vertretern auf Landes- und Bundesebene sind andere Werte wichtig als ihren Wählern. Das hat die kürzlich vorgestellte „Werte-Studie 2013“ des Meinungsforschungsinistituts Yougov ergeben. Während die Bevölkerung als wichtigste Tugend die Ehrlichkeit benennt, stehen bei den Politikern Solidarität und Gerechtigkeit ganz oben auf der Liste.

Das Ziel der Studie ist es, vor dem Hintergrund der Bundestagswahl im September 2013 die Wertvorstellungen von Bürgern mit denen der politischen Verantwortungsträger abzugleichen „und damit zur Versachlichung der regelmäßig wiederkehrenden Debatte um den Wertewandel in Deutschland mithilfe valider Daten aus der Meinungsforschung beizutragen.“ Koautor Joachim Klewes, Leiter der Change Centre Foundation, führt die Diskrepanzen auf starke Unterschiede in den Lebenswirklichkeiten beider Gruppen zurück.

Als zentrale Ergebnisse heben er und die anderen Autoren der Studie hervor, dass die Bedeutung von Werten in den vergangenen fünf Jahren unwichtiger geworden sei, dass „Ehrlichkeit“ in den vergangenen beiden Jahren insgesamt an Bedeutung verloren habe, und dass die Schere zwischen einzelnen abstrakten Werten bei den Politikern (wie Gerechtigkeit oder Freiheit) gegenüber einem breiten Wertekanon bei den Wählern weiter auseinandergeht.

Bei den Politikern erreichen vier Werte mehr als 50 Prozent, bei den Wählern hingegen kein einziger. Insgesamt herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung offenbar nach wie vor ein großer Unmut gegenüber der Politik, die sich hinter großspuriger Redeweise oder Worthülsen versteckt. Wertebewusstsein hat sicherlich etwas mit der Lebenswirklichkeit zu tun, ebenso wie Politik im lokalen Bereich beginnt und sich bewähren muss. Entsprechend gelten laut umfrage Politiker und Experten (die üblichen Verdächtigen aus den Talkshows) nicht als Wertevermittler. Dazu sind vor allem Eltern und Lehrer gefragt, die nah und streitbar und somit realer sind als „die große Politik“.

Das Totschlagargument gegenüber der Bitte an die Politik, verständlicher und greifbarer zu reden und zu handeln, ist die zunehmende Komplexität vieler internationaler Zusammenhänge. Gerade darum aber geht es: Schwierige Sachverhalte einfach zu erklären, ohne wichtige Elemente wegzulassen. Vielleicht wären dafür Werte wie Geradlinigkeit und Verständlichkeit gefragt. Von diesen ist in der Untersuchung leider nichts zu lesen.

29. August 2013 von JoergBenner
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