Appell für Werte im Sport

FAS_29-12-13_Geißler-InterviewDer streitbare CDU-Politiker Heiner Geißler (Partei-Generalsekretär von 1977 bis 1989) war vor seiner Zeit als Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit (1982 bis 1985) u.a. auch zehn Jahre lang Rheinland-Pfälzischer Sportminister (1967 bis 1977) und dabei verantwortlich für das erste Sportfördergesetz in der Bundesrepulik Deutschland. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung tritt er für das konsequente Verfolgen von Werten im Sport ein.

Nach Einstiegsfragen von Sebastian Eder zu Extremsport und seinen eigenen sportlichen Ambitionen (als passionierter Bergsteiger und ehemaliger Gleitschirmflieger) kommt Heiner Geißler schnell auf sportpolitische Inhalte zu sprechen. Zunächst geht es um das Ansehen von „Spitzensport als Attraktion für den Breitensport“ und den Bürgerentscheid gegen die Olympischen Winterspiele 2022 in München. Dazu sagt er:

„Das IOC ist völlig zu Recht in Verruf geraten, weil es wegen des Geldes die eigene Charta mit Füßen tritt. In der steht, dass nur Länder an Spielen teilnehmen dürfen, in denen es keine Diskriminierung gibt.  Die Südafrikaner wurden jahrzehntelang ausgeschlossen, heute gibt es zwanzig Staaten, in denen Frauen keinen Sport treiben dürfen. Sudan, Saudi-Arabien, Iran, die müssten sofort ausgeschlossen werden.“

International-Olympic-CommitteeEr kommt zum Schluss: „Die Charta wird nicht ernst genommen, weil im IOC auch korrupte, bestochene Leute sitzen. Der neue Präsdient, Thomas Bach, muss endlich Ordnung schaffen.“ Im Weiteren bezeichnet er auch die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking als eine „ethische Katastrophe“ und äußert sich zur Frage des Politiker-Boykotts bei den bevorstehenden Winterspielen in Sotschi: „Nichts fürchten Diktatoren und autoritäre Herrscher mehr als die Einmischung von außen. Ohne öffentlichen Druck kann stille Hilfe allein in der Regel nicht viel bewirken. Es ist am besten, wenn beides zusammenkommt.“

Zuletzt bringt der Interviewer Eder die Sprache auf Werte. Zur Frage, ob diese im Sport eine zu geringe Rolle spielen, äußert sich Heiner Geißler zunächst zurückhaltend: Für olympisches Gold müsse man „hart arbeiten, denken, kreativ sein und einen unglaublich guten Charakter haben“. Zum Punkt Kommerzialisierung vertritt er den (auf dem Papier) nachvollziehbaren Ansatz, das sie nur dann schlecht sei, „wenn der Sport von ihr abhängig wird“.

Abschließend geht es um Franz Beckenbauers Satz, er habe in Qatar „keine Slaven“ gesehen und Karl-Heinz Rummenigges zwei Luxusuhren, die er als unversteuerte Geschenke aus Qatar mitbrachte. Heiner Geißler gibt zu bedenken:

„Beckenbauer und Rummenigge können nicht Rechte wie ordentliche Bezahlung, Meinungsfreiheit und Demokratie selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen und einfach akzeptieren, dass das für Menschen in Qatar nicht gilt. Sport hat etwas mit Moral zu tun, mit Anerkennung der Menschenwürde.“

Er schließt ab: „Es wäre die vornehmste Aufgabe von Beckenbauer, Rummenigge und Kompanie, sich für diese Menschen einzusetzen. Das ist schon erschütternd, wenn sie das nicht erkennen.“ Ebenso liegt für mich auf der Hand, dass Sport nicht nur „mit Moral zu tun“ hat, sondern dass sich – im ur-olympischen Geist der Neuzeit gemäß Pierre de Coubertin – durch den Sport nationale Egoismen überwinden und Beiträge zur internationalen Verständigung leisten ließen.

Ultimate-PiktogrammNoch konkreter lassen sich durch den Sport aber auch Werte vermitteln, umso besser, je stärker die Vorgaben der sportlichen Betätigung zur Interaktion auffordern und dazu klare Regeln bestehen. Dies ist für mich am besten im Frisbeesport gegeben, wo vor allem im Teamsport Ultimate Frisbee ein Handlungskonzept zur Anwendung kommt, das sich bis hin zu den konkreten Verhaltensweisen unter gegenerischen Spielern vorwagt. Diese Vorgaben gehen mit der einmaligen Besonderheit einher, dass Ultimate ohne externe Schiedsrichter gespielt wird und die Regelkunde daher Voraussetzung zur eigenverantwortlichen Ausübung des Sportes ist.

Wer Interesse an diesem wahrhaft olypmischen Gedanken hat, den auch das IOC dazu bewog den Flugscheiben-Weltverband WFDF 2013 erstmals vorläufig anzuerkennen, für den biete ich Management-Seminare und Workshops für Mitarbeiter an, um sportliche Werte auch im Unternehmen zu verankern – sofern sie denn zur Corporate Identity passen. Bei Interesse bitte melden!

01. Januar 2014 von JoergBenner
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