Alles dreht sich um Werte

Anselm-GrünAnlässlich der Lektüre eines Managerbuches von Pater Anselm Grün (Foto vom Buchcover „Führen mit Werten“) bin ich auf eine mir neue Analogie zwischen Werten und dem Frisbeesport gestoßen. Es handelt sich um die Drehbewegung, die einerseits im Wort „Kardinaltugend“ steckt, und die andererseits den Frisbeewurf ermöglicht. Sinn ergibt diese Analogie jedoch nur dem, der sich darüber bewusst ist, dass der Frisbeesport einen Umgang auf Augenhöhe und ohne externen Schiedsrichter befördert.

Das Wort Kardinaltugend hat nichts mit Kardinälen zu tun, sondern stammt vom spätlateinischen Wort für Türangel „cardo“ und bezeichnet jene Werte, „um die sich alles dreht“. Neben den drei christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung betrachtet Pater Anselm Grün die vier Kardinal- gemeinsam mit ihren jeweiligen Komplementärtugenden als Basis für eine wertegesteuerte Führung. Sein Leitbild ist dabei, Menschen aufzurichten, Voraussetzung dafür, das Menschenbild auf der Basis eines achtsamen Selbstbildes zu entwickeln. Mit anderen Worten: Ein Manager sollte mit sich selbst im Reinen sein. Der Pater spricht ansonsten von „emotionaler Umweltverschmutzung“.

Der psychologisierende Zugang wird durch schöne Wortherleitungen unterstützt, wie das englische „value“, das vom lateinischen „valere“ stammt und „gesund sein“ oder „Kraft haben“ bedeutet, oder das deutsche Wort „Tugend“, das von „Taugen“ abstammt. Damit das Führen und damit das Frisbeespielen gelingt, sind insoferm Kardinal- und Komplementärtugenden hilfreich, wenn nicht nötig. Diese lauten:

– Gerechtigkeit (kardinal, im Sinne etwa von Verteilungsgerechtigkeit) und Wahrhaftigkeit (komplementär dazu, im Sinne der Klarheit über sich selbst und die Situation). Dann

– Tapferkeit (kardinal, als Mut und Stabilität) und Treue (komplementär, als Standhaftigkeit und Verlässlichkeit). Weiter

– das rechte Maß (kardinal), in den drei Dimensionen die eigene Mitte zu halten („mensura“), sich zu mäßigen („temperare“) und zu unterscheiden, nicht alle über einen Kamm zu scheren („discretio“) –  dem heiligen Benedikt zufolge die Mutter aller Tugenden – sowie Versöhnung (komplementär), etwa durch Aussöhnung mit der eigenen Schwäche stark werden. Sowie

– Klugheit (kardinal, als situative Handlungsfähigkeit) und Weisheit (komplementär, nicht urteilend, sondern Rat gebend).

Diese Tugenden in duirekten bezug zum frisbeesport zu setzen, dürfte Thema eines folgenden Blogeintrags sein. Interessant ist aber auch das in Bezugsetzen der drei so genannten göttlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung zum guten Handeln oder Behandeln (lieben), zum Sehen des Guten (glauben) und zur Nennung des Guten (loben). Pater Anselm Grün verfolgt das Ziel „aus einer Quelle zu schöpfen ohne erschöpft zu werden“ selbstredend aus seinem christlichen Hintergrund, doch der Tipp dazu das Ego weniger wichtig zu nehmen, funktioniert auch bei Atheisten oder Eklektikern.

Hier ein Interview mit Pater Anselm Grün anlässlich seiner Aufnahme 2011 in die Hall of Fame der German Speakers Association.

09. Januar 2014 von JoergBenner
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