Fairplay im Alltag 51-2016 – Das wahre Gesicht

ksta_17-12-2016_feiertage1Bei Familienfesten oder unter Alkohol zeigen vermeintlich vertraute Personen überraschend eine andere Seite. Sei es, weil sie enthemmt sind, oder sei es, dass sie auf eine andere Weise emotional aufgeladen waren. Oft ist die Rede davon, sie hätten „ihr wahres Gesicht“ gezeigt. Eine Redewendung lautet: „Kinder und Narren sagen die Wahrheit“. Im Erwachsenenalter geht es darum, Diplomatie zu beweisen. Das muss aber nicht bedeuten, eine Maske zu tragen.

weisse-maskeDas wahre Gesicht zu zeigen setzt voraus, dass wir uns zuvor verstellt haben. Eine gewisse Verstellung ist der Welt der Erwachsenen zueigen, das lässt sich nicht leugnen. Das verlangt schon das Gebot der Höflichkeit. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die umstrittene Herkunft des Wortes „Person“. Zum Teil wird das Wort lateinisch auf „per sonare“ = hindurchtönen zurückgeführt. Zum Teil heißt es, es gehe auf das Etruskische zurück. Die Etrusker hatten ein großes Faible für Theater. In diesem Zusammenhang heißt „persona“ Maske.

Diese Interpretation kann sich dahingehend weiterführen lassen, dass wir als Erwachsene gar nicht umhin können, eine gewisse Verstellung vorzunehmen, um niemanden zu brüskieren und um mit all den anderen Erwachsenen klar zu kommen. Dennoch sollten wir uns nicht so stark verstellen, dass wir uns selbst im Spiegel nicht mehr erkennen. Das grobe Sich-Verstellen bedeutet, unehrlich gegenüber sich selbst und anderen zu sein. Es kann dazu führen, dass gerade zu Familienfesten wie Weihnachten die Fassade bröckelt. Wenn wir tagelang „aufeinander hocken“, gegebenenfalls verstärkt durch alkoholische Getränke, dann kann es durchaus passieren, dass diese Verstellung aufbricht.

ksta_17-12-2016_feiertage3Denselben Effekt erzielt das Vorhaben, zu den Feiertagen eine besonders harmonische Seite an den Tag legen zu wollen (Ausriss aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 17.12.2016). Dies ist meist schon während der Vorbereitungen (noch ehe der Besuch eingetroffen ist) zum Scheitern verurteilt. Meiner Meinung nach geht es im Leben darum, möglichst erhobenes Hauptes mit einer klaren Haltung aufzutreten. Dies ist im Alltag dieselbe Forderung wie an hohen Feiertagen.

Persönlich übe ich das Bewahren einer Haltung im Teamsport Ultimate Frisbee ein. Dabei ist das Besondere, dass wir als Spielende ohne externe Schiedsrichtende miteinander klar kommen müssen. Auch hier gilt, dass wir während des Spiels nicht eine andere Persönlichkeit zur Schau stellen sollten, als wir sie abseits des Spielfeldes darbieten. „Konsistenz“ lautet nicht nur eine Forderung innerhalb des Regelparagrafen 1, benannt „Spirit of the Game“ (die zugegeben schwer einzuhalten ist), sondern „Konsistenz des Charakters“ ist auch eine Forderung, die für Konstanz und Verlässlichkeit sorgt. Das heißt, durchgängig „sein wahres Gesicht“ zu zeigen.

SOTG_Communicate-RespectfullyDas Konzept des „Spirit of the Game“ besteht aus fünf Kernpunkten, zu denen ich separrate Workshops anbiete. Gefordert werden Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt (Verzicht auf Gewalt) – eine faire Einstellung – und die Freude am Spiel, die über einem „unbedingten“ Siegeswillen stehen soll. Entscheidend dabei ist die Grundlage einer Vereinbarung auf Gegenseitigkeit, die das Einhalten der Regeln voraussetzt. Das kann nur gelingen, wenn wir uns gegenseitig auf und neben dem Platz als ein- und dieselbe Person begegnen und im Rahmen eines Teamspiels oder eines Familienfestes nicht das „Dr. Jekyll and Mr. Hyde“-Phänomen sich ereignet.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

23. Dezember 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert