Erfolgreich Selbstkontrolle ausüben

Ob ein Mensch als willensschwach oder willensstark gilt, ist für das Umsetzen einer Verhaltensänderung gar nicht entscheidend. Wenn wir die Macht der Gewohnheit brechen wollen, geht es darum, eine „motivationale Strategie“ zu schaffen, mehr noch: eine motivationale Intelligenz.

Diese Schlagwörter hat der Sozialpsychologe Wilhelm Hofmann von der Universität Köln in einer aktuellen Ausgabe der Sendung Planet Wissen verwendet. Schlechte Gewohnheiten stehen uns nicht nur bei der Umsetzung von guten Vorsätzen im Wege. Sie belasten auch das Zusammenleben, im privaten, sozialen und beruflichen Umfeld. Der Psychologe und Motivationscoach hält eingangs fest:

„Das Scheitern bei der Selbstkontrolle ist alltäglich!“

Dieses Scheitern beim Ablegen einer schlechten Gewohnheit ist es, was die Beziehungen noch mehr belastet als die schlechte Gewohnheit an sich. Was aber ist der Grund dafür, dass es uns oft so schwer fällt, schlechte Gewohnheiten dauerhaft abzulegen? Die Ursache liegt daran, dass diese Gewohnheiten sich zu einer bestimmten Zeit (z.B. quengeln in der Kindheit) oder für eine gewisse Zeit (z.B. Schokolade essen, kurzfristig) als erfolgreich erwiesen haben. Infolge dauernder Wiederholung wurden sie im Unterbewusstsein abgespeichert und laufen dann als Automatismus ab.

Diese Gewohnheiten nachhaltig zu ändern, ist also nicht mit der Einsicht getan, dass es sich um ein schlechtes Verhalten handelt. Sondern es erfordert immer wieder ein erneutes Durchbrechen dieser Automatismen, was nicht „von alleine“ gelingen wird. Vielmehr sollte sich die betreffende Person, wenn ihr klar geworden ist: „Einsicht ist nur der erste Schritt zur Besserung“, weitere Schritte überlegen, wie sie die Macht der Gewohnheit durchbrechen kann.

Dafür ist eine „Vision“ hilfreich, die Zielvorstellung, wie das Leben ohne diese Gewohnheit aussehen könnte. Anschließend aber muss diese Vision mithilfe einer Strategie umgesetzt werden. Das ist, was Wilhelm Hofmann eine motivationale Strategie nennt. Ansätze dazu können sein:

  • Teilziele definieren (etwa beim Abnehmen oder bei der Absicht Sport zu treiben)
  • Eine Wenn-Dann-Programmierung vornehmen (als sogenannte „Implementierungs-Intention“, zum Beispiel: „Wenn ich am Dienstag nach Hause komme, ziehe ich mir als erstes meine Sportschuhe an und gehe joggen.“)
  • Ersatz schaffen: Eine schlechte Gewohnheit durch eine andere, bessere vertreiben (anstatt auf der Couch regelmäßig Chips oder Schokolade zu essen, zum Beispiel Salzstangen oder noch besser Obst bereitstellen).

Zuletzt spielt auch das soziale Umfeld eine große Rolle beim Erreichen eines solchen Ziels. Wenn ein Mensch, der eine Gewohnheit ändern möchte und einen Plan dazu verfolgt, andere mit einbezieht und sie auffordert, ihn zu unterstützen oder darauf hinzuweisen, wenn er erneut in eine solche schlechte Gewohnheit verfällt, dann steigt die Chance dafür, seine Selbstkontrolle erfolgreich auszuüben. Dabei ist es offenbar nicht allzu wichtig, wie willensstark wir sind. Willensstarke Menschen sind demnach nur erfolgreicher, wenn es darum geht Verlockungen aus dem Weg zu gehen.

Eine besondere Rolle spielt Selbstkontrolle bei agilen Teams, bei Arbeitsverhältnissen auf Augenhöhe und beispielhaft auch im selbst regulierten Teamsport Ultimate Frisbee, der bei strittigen Situationen ohne externe Schiedsrichtende auskommt. In all diesen Situationen (bei genauem Hinsehen sogar in jeder beruflichen Situation) ist es entscheidend, dass nicht nur die motivationale, sondern auch die emotionale Selbstkontrolle gelingt. Ansonsten werden anhaltend schlechte Gewohnheiten vor allem im zwischenmenschlichen Bereich zu einer Abmahnung beziehungsweise zum Ausschluss führen.

28. Januar 2019 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , | Schreibe einen Kommentar

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