Fairplay im Alltag 31-2016 – Eine Charakterfrage

KStA_Charakter_03.08.2016DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro der Deutschen Presse-Agentur ein Interview gegeben, worin er von „Charakter, Herzblut und Leidenschaft“ spricht. Auf die Überschrift „Charakter statt Medaillen“ bricht das der Kölner Stadt-Anzeiger herunter, womit er ein zentrales Problem benennt.

„Erfolg um jeden Preis kann und darf nicht das Maß aller Dinge sein“, wird Hörmann zitiert, daher sollten wir nicht vor allem auf errungene Medaillen schauen, sondern darauf, dass bestmögliche Leistungen ohne Skandale erzielt werden. Jens Kopke kommentiert im Kölner Stadt-Anzeiger, dass bei dieser Aussage ein „Hauch von Naivität“ mitschwinge. Denn schließlich werden die staatlichen Fördergelder genau danach vergeben, welcher Verband welche Leistungen bei Weltmeisterschaften und bei Olympischen Spielen oder World Games erbringt.

KStA_Naivität_03.08.2016Mit dieser Analyse ist der springende Punkt weiter eingekreist. Das ungedopte Auftreten steht in Deutschland wie kaum in einem anderen Land im Mittelpunkt. Auch das bestätigt Alfons Hörmann, dass DOSB, nationale Spitzenverbände und die NADA in Deutschland Vorbildliches leisten hinsichtlich der Transparenz und Sauberkeit der antretenden Atheltinnen und Athleten. Insofern stimmt die implizierte Schlussfolgerung in Jens Kopkes Kommentar nicht ganz:

„Ist es beim größten Sportereignis der Welt wirklich lieber gesehen, dass das (ungedopte) Auftreten öffentlich ankommt, der sportliche Erfolg aber ausbleibt?“

Ich sehe diese (rhetorische) Frage mit einem ganz klaren Nein beantwortet und würde stattdessen den Titel des Hauptartikels ändern in „Charakter und Medaillen“. Vielleicht ist es illusorisch den Sport weltweit sauber zu bekommen. Vielleicht ist es vor allem in Einzeldisziplinen unmöglich aufs Treppchen zu gelangen, ohne leistungssteigernde Mittel oder Methoden zu verwenden (ganz so einfach wie auf der Kinderseite unten dargestellt ist es leider nicht). Für mich steht dennoch der Aspekt der Charakterstärke, der Glaubwürdigkeit und somit der Aufrichtigkeit gegenüber der Öffentlichkeit ganz klar über dem unbedingten Siegeswillen.

KStA_Gewinnen_03.08.2016Wozu finden Olympische Spiele statt? Vor allem zur Freude der Zuschauer, was heute zweifellos auch einen ungeheuren komerziellen Komplex darstellt. Dennoch kann ich aus der Perspektive des Frisbeesports ganz klar zustimmen: Der Respekt vor den Gegnern, das Einhalten der Regeln und die reine Freude am Sport sollten unbedingt vor dem Siegeswillen stehen. Dies steht auch ausdrücklich in den Regeln des Teamsports Ultimate Frisbee (§1.4) Und dieser Sport wird sogar ohne externe Schiedsrichter gespielt, indem die Ausübenden bei einer strittigen Situation sich selbst verständigen und nach einer vorgegebenen Verfahrensweise sich auf ein Weiterspielen einigen, „als habe es die Unterbrechung nicht gegeben“.

SOTG_Enjoy-PlayingAuch dieses Konzept ist angreifbar, auch diesem Konzept kann Naivität unterstellt werden, aber es ist auch schon millionenfach erprobt und wird selbst bei Weltmeisterschaften und bei den World Games in dieser Weise ausgeübt. Es basiert auf fünf Hauptaspekten der Fairplay-Konzeption, die einen Ehrenkodex aller Aktiven zugrunde legt: Der so genannte „Spirit of the Game“ besteht aus den Bereichen Regelkenntnis – Respektvolle Kommunikation – Vermeiden von Körperkontakt – Faire Einstellung – Liebe zum Spiel. Ich kann diese Haltung nur empfehlen und bei Interesse gerne weiter vermitteln. Zuletzt lässt sie sich zudem auch als eine Charakterfrage darstellen.

Bei Interesse an entsprechenden Vorträgen oder Workshops kontaktieren Sie mich bitte.

03. August 2016 von JoergBenner
Kategorien: Mitarbeiter-Wissen, Verantwortung | Schlagwörter: , , , , , , , , , , , | 2 Kommentare

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